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Full text of "Zu den Briefen Richard Wagners an eine Putzmacherin : Unterredungen mit der Putzmacherin Bertha ; ein Beitrag zur Lebensgeschichte Richard Wagners"

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ERSITY  C 

)720 

MUSIC  -  UNIV 

3  1761 

Ä'i^ 


Karpatn,  Ludwig 

Zu  den  Briefen  Richard 
Wagners  an  eine  Put2anacnerin 


410 

\V1A398I 


1 


>u  ben  Briefen  s 
cöarb  IDagners 

eine  Pu^macöerin 

>———■*——«———————.»■  JI.I._Li_.. 

nterrcbungen  mit  s 
'  Putfmacberin  Berta 

lejtrag  zur  Eebensgefdiiditc  Ridjarb  Wagners 

Don  CubcDig  Karpatli 


mle«,  Derlagsgcfcllfcbaft 
Citeratur  unb  Kunft 
Berlin  ID. 35 


eine  mark. 


^u  6en  Briefen 

^MU  m  m  Mmkm 


Untetrre&ungen 

mit  ber 

Pu^mai^eirin  Bertl)a 


€in  Beitrag  5ur  Cebensgefd^id^te  Hid^arb  tPagners 


Cj^JjlIhff^ 


„Harmonie" 

Dcriagsgcfcüfcf/aft  für  £tteratur  unb  Kunfi 

Berlin  W.  35 


*_.  '^ 


l\[\L 


3u  tr^n  IrtBfien  Hitfjarir  IDagn^rs 
an  eine  3^ui^marf|mn 


porbel^alten. 


IDicn,  Jtnfangs  Zlovcmhcv  \90<5- 


3c{?  tr>tll  3unäd]ft  einige  nottr>enbige  Catfad^cn 
feftfteüen.  2tm  \6.  imb  ^7.  3uni  bcs  3af?re5  \877, 
alfo  nodi  3U  ^ebjciten  Hid^arb  IDagners,  faiim 
ein  3'^iiv  nadibem  in  Bayreuttj  bie  hilturl^iftorifd^c 
Cat  ber  erftcn  2IuffüI^rung  bes  Ztibelungenringes 
üollbradit  n?orben  icar,  erfd^ienen  in  ber  Heuen  5i^^i<Jn 
Preffe  unter  bem  Citel  „Briefe  Hid^arb  XDaqnev's 
an  eine  Pufemadjerin"  jtDei  ^{uffäfee  aus  ber 
5eber  t>es  feinerseit  in  IDicn  fetjr  beliebten  „Spasier^ 
gängers"  'X>aniel  5p i  15er,  beren  gloffierten  unb 
fommentierten  ^niialt  fed^ssefjn  Briefe  bcs  JTteifters 
bilbeten.  Da  IDagner  bamals  nod^  lebenbigen  Ceibes 
unter  uns  toanbelte,  i>a  er  nod?  im  Kampfe  bes  Ca= 
ges  ftanb  unb  ba  eine  gebanfenlofe  ZTTenge  nie  bie 
tiefer  liegenben  Urfadjen  eines  Porganges  ju  erfor* 
fd]en  fidi  bie  ZlTütje  gibt,  mußten  biefe  Briefe,  bie 
IDagner  pon  einer  neuen ,  fd^einbar  fomifd^en  Seite 
geigten,  allgemeines  2tuf[eEjen  erregen. 

Was  wav  es,  was  bie  (Semüter  erl^i^te?  Tfian 
erfuljr  aus  ban  von  Spifeer  r>eröffentlid?ten  Briefen, 
i)a%  Hid?arb  IDagner  bie  (Serpoljnfjeit  Ijatte, 
fid?  in  fd?n?ere  Seiben*  unb  2ttlasfleiber  3U 
IjüIIen,  foftbare,  fpi^enumfäumte  Bettbecfen  3U 
gebr aud?en  unb  reid]  garnierte  5d?Iummerfif fen 
3U  benüfeen.     ^erc  Spider,   ber  nun  audj  fdjon  an 


bic  fünfscl^n  3<^iiv<i  tot  ift,  roar  ein  beliebter  plauberer 
bes  IDieiter  IDcItblattes,  in  bem  er  jebcn  Sonntag 
feinen  unleugbar  originellen  IPi^  leud^ten  Iie§.  €in 
berüljmter  Kollege  bes  Spasiergängers,  Cubtoig  5pei  = 
bei,  [agte  einmal  in  Besug  auf  fxdi  felbft,  ber  5euille= 
tonift  seljre  oon  ber  Unfterblid^feit  t)es  Cages.  Dies 
gilt  r>on  Spider  oiel  mel]r  als  dou  Speibel,  beffen 
fritifdie  2tuffäfee  fleinen  Xt?unbent)er!en  glidien,  bie 
rx>ir  gern  für  bie  ,§ufunft  aufbetoal^rt  rr>iffen  möd?ten. 
Der  journaliftifdie  Huijm  Daniel  Spiders  foll  nid]t 
perfleinert  roerben.  <5etDi§,  er  toar  nur  ein  Cag= 
fd^reiber,  aber  einer  ber  bcften  unb  geiftooHftcn.  <£s 
foH  aud7  nid?t  oerfdimiegen  werben,  iia%  feine  für  bcn 
2tugenblicf  bered^neten  Satiren  üon  allen  beuten  mit 
»ielem  Dergnügen  gelefen  würben,  mit  ^lusnal^me 
bcrjenigcn,  ticnen  er  ^hen  mit  bem  Hed^te  bcs  Satirifers 
eins  am  geuge  geflicft  l^atte.  IDenn  nun  aud]  nid^t 
geleugnet  toerben  fann,  ba§  bie  fleinen  €itelfcitcn 
einer  fnobiftifd^en  2tllgemeinljeit  Don  Spider  in  t^as 
riditige  Cidit  gerürft  rourbcn,  fo  barf  man  fid?  bod? 
nidit  üerl^el^len,  i>a^  ber  beliebte  Spasiergänger  5U= 
weilen  über  bie  Stränge  fdilug.  Zlun,  fo  weit  es  fid? 
um  unbebeutenbe  Perfönlid]feiten  fjanbelte,  mag  man 
felbft  iicn  gelegentlid^en  Uebereifer  Spiders  nid?t  dll- 
Suftreng  beurteilen. 

Kein  IPort  ber  (£ntrüftung  jebod?  ift  fräftig  ge^ 
nug,  um  ^en  Uebergriff  3U  geißeln,  beffen  fid?  Spider 
burd?  bie  Deröffentlidiung  jener  Briefe  an  eine  Pu^= 
madierin  fd^ulbig  gcmadit  Ijat.  2tber  es  ift  nid^t  fo 
fel^r  bie  ilatfad^e  ber  Briefpublüation  felbft,  gegen 
bie  fidj  jebes  beffere  (Sefüljl  aufleljnt,   als   bie  2t rt 

6 


unb  IDcifc,  in  bcc  es  Sptfecr  für  gut  bcfunben  Ijat, 
feine  Ijämifdien  (5Ioffen  baran  3U  fnüpfcn.  Zfian 
greift  ftd]  an  <>en  Kopf  unb  fragt  fid?,  toie  es  mög» 
lid]  roar,  i>a^  ein  gebilbeter  ZHenfd?,  unb  roenn  er 
3U  tcn  erbittertften  (Segnern  IDagners  jäljlte,  einem 
ber  größten  Künftler  aller  Reiten  mit  fo  unenblid^cm 
ZHangel  an  Hefpeft  entgegensutreten  toagte.  Um  bie 
5d]r»ere  bes  Spi^er'fdien  ^tusfalles  3U  toägen,  mu^ 
man  fidj  immer  cor  2lugen  Ijalten,  t>a^  Hidiarb 
IDagner,  als  bas  bcrüdjtigte  Pampljlet  erfd^ien,  mit 
2tu5naljme  bes  Parftfal  feine  fämtlid^en  IDerfe  gc* 
fdiaffen  I^atte,  ba§  ber  (ßenius  i>cs  Bayreuttjer  2T(eifters 
bereits  von  fjunberttaufenben  als  Ijeilig  »ereljrt 
tDorben  tr>ar.  SelbftDerftänblid?  n?urbe  ber  rübe  Con, 
mit  roeldiem  £jerr  Daniel  Spider  über  Hid?arb 
IDagner  losgefaljren  tr>ar,  von  meljreren  gefinnungs- 
treuen  2lnljängern,  barunter  in  erfter  Heilje  r>on  bem 
unt)crge§lid]en  (5eorg  Daüibfoljn,  gebüljrenb  3urü(f= 
gen)iefen.  Hnb  es  erfd^ien  nunmeljr  ein  „Zlad]tvovt" , 
bas  £jerr  "Daniel  Spider  am  \.  3iifi  ^'^^  3al^re5  \877, 
ebenfalls  in  ber  „Heuen  ^t^^i^n  Preffe"  r»eröffentlid]t 
tjatte,  beffen  Cenor  fid?  gegen  feine  publi3iftifd]en 
Häd^er  unb  natürlid]  lieber  gegen  IDagner  feljrte. 
3n  Wkn,  wo  basumat  bas  Perftänbnis  für 
unfern  ZTTeifter  nod^  nid^t  allgemein  burdi gegriffen 
Ijatte,  gab  es,  um  ein  IDort  bes  amerifanifd]en 
girfusbireftors  Samum  3U  pariieren,  „seljntaufenb 
ent3Üdte  £efer"  bes  fommcrlidien  ;^afd]ingsfd?er3es, 
ber  t^eute  felbftnerftänblid]  felbft  »on  jenen  verurteilt 
toirb,  bie  2lnno  Dazumal  Spiders  2luslaffungen  mit 
Ijerslidiem    Radien    gutgeljei^en    Ijatten.      ^ur    (£ljre 


Spxi^evs  to'iU.  id]  annQ\:imen,  tia%  er  fxdi  in  fpätcrcn 
3aljrcn  feines  Eingriffs  auf  XDagner  gefdiämt  tjat. 
3d^  fannte  il^n  nidit,  abat  man  fagt  mir  r>on  berufener 
Seite,  t>a^  er  in  feinem  prioatleben  ein  fel^r  eijrcn* 
roerter  (El^arafter  gen?efen  fei.  ZXid^ts  liegt  mir  ferner, 
als  ben  toten  Spider,  ber  fidj  nid]t  meljr  roeljren 
fann,  5U  oerunglimpfen.  (£s  roar  eine  fiEjrfurd^toer* 
le^ung,  ein  fdiled]ter  Wi^,  auf  bic  Bcscid^nung  fommt 
es  nid^t  an,  beffen  ftd]  bcr  IDiener  5pa3iergängcr 
fd^ulbig  gemad]t  ijat,  allein  es  toar  immerijin  ein  2tft, 
für  bcn  £|err  Spifeer,  als  er  bie  ^tuffälje  fdjrieb, 
aud]  bie  Perantroortung  tnig.  IDem  aber  fjatte  er 
bas^cdit  erteilt,  anbertljalb  3^^t3ßl?"te  nadi 
feinem  fjeimgange,  ein  ZHenfdienalter  nad? 
bem  erften  <£rfd^einen  jener  2tuffä^c,  bi'efe  in 
ber  prätenfiöfen  5orm  eines  'Bud]C5  in  bie 
©effcntlid^feit  ju  bringen?  Der  mir  unbefannte 
^Herausgeber  Ijat  fjerrn  Spider  ujoljl  einen  feljr 
fd]Icdjten  "Dienft  ermiefen.  Da^  ber  belreffenbe  fjerr 
fid]  in  ^tnonymität  IjüUt,  ift  fel^r  in  feinem  3"tereffe 
gelegen,  t)enn  er  toürbe  fid]  Ijintert?er  tDoIjI  in  bie 
tieffte  Seele  Ijinein  fd^ämen,  bas  publisiftifd^e  Dergeljen 
Spiders  neuerlid?  in  bas  I^elle  SonncnIid]t  geftellt  3U 
iiabcn.  Viq  geroaltfame  2T(otiDierung,  mit  ber  er 
feinem  Porijaben,  rootj!  feljr  gegen  bie  2Ibftd]ten  t)es 
nunmeljr  roel^rlofen  Spilgcrs,  eine  Bered^tigung  er= 
Smingen  tooHte,  ^ann  idi  unbead?tet  laffen.  Sidier 
ift,  ba%  ein  roirflid^er  Dereijrer  Vanid  Spiders  nidit 
tien  flud^iDÜrbigen  Perfud]  unternommen  Ijätte,  bie 
3rrungen  eines,  üon  bem  „5<^ß  IDagner"  abgcfeljen, 
cl?renrr>erten  Zfianmis  3u  einer  ^^it  in  bas  öffcntlidje 

8 


Bßrou^tfein  surücfsuruf en ,  in  tocld^et  IjinfiditUd]  bes 
Bavrcutljer  ZHcifters  feine  tneinungsücrfdiiebent^eit 
mcl^r  befteljen  fann,  rocil  eben  bie  gan^e  Kulturn?elt 
3U  ^cn  5ü§en  has  übcrragenben  fjclben  liegt. 

IDürbcn  blo^  bie  IPagnerifd^en  Briefe  neuerlid? 
publisiert  roorben  fein,  es  Iie§e  fid?  Bagagen  faum 
etwas  eintoenben,  bcnn  barin  ftimme  id?  mit  bem 
fjerausgeber  iies  Sud?e5  pollfommen  überein:  Dam 
Künftler  unb  5d?öpfer  fo  oieler  unfterblid^er 
2TleiftertDer!e  follen  unb  f önnen  bie  Briefe  an 
eine  Pu^mad]crin  toirnid^  nidits  anl^ahen. 
2tber  bem  trefflid?en  ^tnonymus  rr»ar  es  Ijauptfäd?Iidj 
lim  bie  unceränbert  gelaffenen  Cejte  Daniel  Spiders 
3U  tun,  r>on  benen  er  fagt,  ba^  fie  eine  literar* 
ijiftorifd?e  (?)  Bebeutung  erlangt  Ijabcn.  Heber 
biefe  merfmürbigc  IDeisIjeit  ift  fein  lüort  5U  »erlieren. 
ZTIit  bem  iüieberauflebenlaffen  ber  5pi^erifd]cn  Ceyte 
ipurbe,  t>as  liegt  ja  flar  auf  ber  ^anb,  nidits  anberes 
beiwcdt,  als  bie  5fanbalfud]t  ber  ZHaffen  neuerlidj 
iDad^Sunifen.  2Iber  man  ift  Perleger  unb  2tutor  nidjt 
aufgefeffen,  bcnn  man  Iä§t  i)an  fjerrn  ^Inonymus 
einen  „Citerarijiftorifer"  fein,  bas  3udj  aber  bleibt, 
wie  eine  Umfrage  ergeben  Ijat,  auf  bcn  pulten  ber 
3ud]tjänbler  liegen.  2T(öge  biefe  5d]rift*)  bie  ber 
Walivlicit  bient  unb  5um  Preife  Hid^arb 
JPagners  unb  3ur  €tjrenrettung  einer  alten 
5rau  Ijerausgegeben  upirb,  nidit  ein  gleid^es 
5d]idfal  erfaljrenl 


•)  Das  Dcrlagstjonorar  btefcr  Srofdjürc  ift  bem  2SaY= 
reuttjer  Stipenbtcnfonbs  getoibmct. 


(£in  (Sutes  liat  bic  5ur  Unzeit  auf  ban  IXlatÜ 
gcmorf cnc  Publifatioit  bod}  ju  ^agc  gcförbcrt:  <£5 
ift  bic  2TEögIidifcit  geboten  roorben,  bie  Segleit- 
crfdietnungen  ber  Spi^erifd^en  Stuffäfee  nätjer  ins  2Iuge 
3U  faffen,  Ijinfid^tlid^  T?erfd?tebcncr  Punftc  bie  Waiiv 
Ijeit  3U  ergrünben,  unb  mittjin  einen  roiiufd^ensrcerten 
Beitrag  5ur  £eben5gefd]id]te  Hid^arb  tDagners  ber 
(Öffentlid^feit  3u  übergeben.  3^1?  Ijatte  eingangs 
biefer  Sdjrift  ertoäljnt,  ba^  idj  sunddift  Catfad^en  feft» 
[teilen  mu§.  So  toill  id\  bann  juerft  über  bas 
Ergebnis  meiner  ZTadjforfdiungen  Berid^t  erftatten. 
3d]  roill  üor  allem  eines  günftigcn  Zufalls  gebenden, 
ber  mir  babei  beljilflid]  gemefen.  3"  ^<^^  23ureau 
bes  Heuen  IDiener  Cagblattes,  beffem  Hebaftionsftab 
id]  angeijöre,  fommt  feit  brei^ig  '^fällten  täglid?  ein 
ZTTann,  ber  bem  Dolfsroirt  bes  Blattes  bin  täglidjen 
Kurssettel  r»on  ber  3örfe  bringt.  Tlls  nun  jüngft 
biefer  braue  ^^rbinanb  (5oIbn?ag  pon  ban  neu 
erfd]ienenen  5pifeerifd]en  ^tuffätsen  ijörte,  fam  er  frei» 
roillig  auf  mein  ^if^mer  unb  ersäi^Ite  mir,  ba^  bie 
berül^mte  Pu^mad]erin  Bertl^a,  an  bie  Hid^arb  lOagner 
fo  Diele  Briefe  gefdirteben  Ijatte,  feine  Ieiblid?e 
Sd^mefter  fei.  3«^  nalim  biefe  2T(itteiIung  mit  3ntereffc 
3ur  Kenntnis  unb  roollte  mid]  gerabe  nadi  bem  Sterbe« 
jal^r  ber  licbensrcürbigen  Bertija  erfunbigen,  als  mir 
Bruber  5ß»--binanb  mit  bem  oerblüffenben  Befenntnis 
3UDorfam,  ba%  bie  fefd]e  pu^madierin  Bertba,  woiil 
fd?on  an  bie  fieb3ig  '^alixc  alt,  aber  im  großen  unb 
gan3en  rcoljlbeljalten  fei,  unb  in  IPien  im  britten 
Besirfe,  JTiattljäusgaffe  9/  ^nit  itjrcm  (Satten  Couis 
ZHaretfdief  rooi^ne. 

\0 


„Wie,  Bcrtf?a  lebt?  Unt)  es  tft  feinem 
2Ti!cnfd?en  jemals  eingefallen,  biefc  S^<^^  aufsufud^en 
unb  jte  über  bie  Sd^icffale  511  befragen,  bie  iljr  T>a[ein 
mit  jenem  Hidjarb  IDagners  DerPnüpft  I^atten?  (£5 
iiat  bamals,  vot  brei^ig  '^ai^tcn,  niemanb  iiavan 
gebadet,  an  3ertl?a  Ijeransntreten?" 

„Hein",  errriberte  (SoIbn?ag,  „meine  Sd^toefter 
oerbot  aud\  allen  iijren  2tngeljörigen  jemals 
über  bie  5ad]e  mit  .  irgenb  jemanbem  3U 
fpred^en.  '^di  fd]tt)ieg  aud]  bis  5um  iKutigen 
Cage,  blo^  toeil  biefe  2tiiffäfee  toieber  erfd^ienen  ftnb, 
badjte  idi,  i)a^  id]  ein  furses  XPort  barüber  üerlauten 
laffen  barf." 

fjier  rr>ill  id]  einfd^alten,  i>a^  id]  im  '^a\:ive  \877 
ein  jeljnjäEjriger  Knabe  rpar.  3"  fpäterer  ^cit,  fo 
oft  idi  von  ban  23riefen  an  bie  Pu^mad^erin  Bertl7a 
I^örte,  roürbe  id^  geiDi§  311  Bertija  geeilt  fein,  roenn 
id?  fie  nodi  am  'ieben  vermutet  Ijätte,  um  von  il^r, 
ber  einsigen  kompetenten  Kronjeugin,  alles 
3U  erfaljren,  toas  auf  iljren  Perfeljr  mit 
Hid^arb  IDagner  irgenbicie  Be3ug  ):iahen 
fann.  €in  gütiges  <5e\diid  fügt  es,  tia^  Sertl]a  aud7 
I^eute  nod]  unter  uns  roanbelt,  unb  es  läßt  fid]  alfo 
bas  Perfäumte  nodj  nad]l?oIen. 

3iTi  Sturmfdjritt  eile  idi  in  bie  2TJattl]äusgaffe 
rtummer  9-  'Si"  fd]mu(fes  I^aus  in  einer  ftillen 
(Saffe,  brei  5to<in?erPe  Ijod],  Doli  innerer  Unrul^e 
bie  brei  Creppen  I^inauf!  3^?  fdjelle  an  ber  Cure 
Hummer  breisetjn,  ujotjin  mid?  ber  ^ausbeforger  ge* 
roiefen    tjatte.      (£in    büfterer    0ftobertag.      2tbenb= 

U 


bämmcrung.  'X)ie  Cürc  wirb  geöffnet  urtb  r>or  niij: 
ftet^t  ein  bejatjrtes  2TJütterd]en,  sagtjaft,  furd?tfam, 
argrDÖtjnifd?,  bte  ^anb  auf  bie  Klinfe  ber  nur  Ijalb 
geöffneten  Cure  geftü^t.  3"  ii?ten  ^ügen  bie  Spuren 
cinftiger  anmutiger  3ugenb.  3d]  begreife  fofort  bie 
Situation  un'b  fpred^e  ber  roürbigen  2T!atrone  2Tlut 
3U  mit  bcn  löorten: 

„(Siit  5reunb,  liebe  St^i^"^,  I?aben  Sie  feine  2tngft, 
id]  fomme  von  3^rem  Bruber,  ber  bei  unferer  Leitung 
bebienftet  ift.  '2>(ii  möd]tc  Sie  nur  um  einige  TLus- 
fünfte  bitten." 

TXodi  immer  am  gansen  Ceibe  sitternb,  fütjrt 
midi  n^n  bie  eljrroürbige  Dame  burdj  bie  Küd^e  in 
ifjr  IDoIjnsimmer,  immer  roieber  betonenb,  t>a%  fie 
fefjr  erfd?ro<^en  fei  unb  iia^  id?  tnofjl  nidjts  ^öfes 
im  Sd^ilbe  füljre. 

„Wo  t>enf<in  Sie  Ijin,  liebe  5rau,  ba%  id?  3^"^" 
23öfc5  3ufügcn  fönnte?  Scruljigen  Sie  fid?,  id?  roill 
roarten,  bis  Sie  3U  ftd]  fommen  unb  bann  mit  3^?»^^»^ 
ein  n>enig  plaubern." 

„2ldj,  toenn  Sie  tt)ü§ten,  n?ie  erregt  idi  bin! 
€5  bebt  jeber  ^tero  in  meinem  £eib.  tDarum  Ijat 
man  benn  biefe  unfelige  (Sefdiid^te  n?ieber 
aufgefrifdit?" 

„3<-i,  ^<3.  l^ahcn  Sie  redjt,  liebe  Si:ciu  21Taretfdief, 
aber  es  ift  nun  einmal  gefd]eljen  unb  ba  iann  id] 
3tjncn  nur  raten,  fid?  nid^t  roeiter  aufsuregen.  TXlan 
mu§  bie  "Dinge  eben  neijmen  n?ie  fie  finb." 

„3d7  bin  eine  arme  alte  Si^o.n  'uni)  habe  ^erj* 
Suftänbe.     IDenn  id]  jefet  nid]t  meinen  Jtbenbfpasier» 

\2 


gang  mad\e,  tann  tcfj  bie  gan^c  Xladit  nid]t  [d^Iafen. 
2tudj  voai^  idi  nidjt,  was  idi  ^^ncn  fagcrt  foll,  bcnrt 
mir  ift  fo  enorm  viel  hetannt,  ba^  idi  int  ^Luganblid 
meine  <5ebanfen  nid]t  su  orbnen  ©ermag.  Unb  idi 
mödjte  mid?  audi  mit  meinem  Xfiannc  befpred?en,  il^n 
fragen,    ob  idi   überljaiipt  bas  Wort   ergreifen   foII." 

„Zinn  gut,  liebe  5rau  ^ITaretfd^ef,  gelten  n>ir 
jefet  ruijig  Don  einanber,  idi  t>3iU  morgen,  gleidj  am 
Hadimittag  toieber  bei  3^"en  corfommen,  trad?ten 
Sie,  ba%  audi  '^iit  ITTann  juijaufe  fei  unb  roir  tnoUen 
bann  gemütlid?  alles  burd?getjen,  voas  in  '^iivet  (£r* 
innerung  Ijaftet." 

2tm  näd^ften  Cagc  ftellte  id;  midi  pünftlid?  bei 
5rau  Znarctfd^ef  ein.  Sie  tjatte  nunmel^r  iljre  Sdicn 
eittigerma^en  abgelegt,  iinb  mein  ^iifprud?  fomoljl 
wie  ber  iljres  (Satten,  eines  intelligenten,  leiber  nid?t 
mit  (ßlücfsgüteni  gefegneten  Kaufmannes,  »eranla^te 
nun  bie  gute  5rau,  mir,  roenn  audj  nidit  5ufammen= 
Ijängeitb,  fo  bod]  gans  genau  alles  3U  ersäljlen,  a>as 
iijr  Ijeute,    fo  n?ie    r>or    brei^ig  '2,a)::ivcn,    betDU^t  ift. 

3d?  laffe  nun  l|ier 

UTeittc  Untcrreöung  mit  S^^^u  ^ert^a 

folgen,  bie  u?al?rlid]  feines  Kommentars  bebarf,  n?eil 
bie  S^arftellung  bes  ^^Hes  aus  bem  ZHiinbe 
ber  geiftig  üollfommen  frifd^en  Zitatrone  fo 
fd}Iid]t  unb  einbringlid^,  fo  tpatjrijaft  unb  un- 
gefd^minft  ift,  ba%  itjr  mit  Hücffidjt  auf  ben 
<5egenftanb  gerabesu  eine  gefdiidjtlid^e  23e* 
beutung  jufommt, 

\3 


„<£s  jtnb  nteljr  als  brci^ig  "Stallte  I?cr",  [o  Ijub 
nun  5tau  Bertija  an,  „ba§  bic  mir  entwendeten 
Briefe  ücröffcntlidit  rourbcn,  aber  id]  fann  3^"ß"  ^i^ 
Perfid?crung  geben,  i)a%  [eitE?er  fein  einsiger  Cag 
pergangen  ift,  an  bem  mir  bic  unglücffelige  2tffärc 
nid\t  im  Kopfe  fpufte.  ^aiillo^e  7Xäd\te  iiabe  icfj 
[djiaflos  üerbrad^t,  jafjllofe  Zläd]te  iiabe  id?  burdi* 
geroeint  unb  id]  fann  fagen,  ba%  mein  2tugc  feit 
jener  ^^it  überijaupt  nid?t  melir  tro(ien  getoorben  ift. 
(Slaiiben  Sie  nidit,  ba^  id]  eitel  rebe;  es  ift  eine 
Catfadie,  t>a^  id]  t>en  Sd^merj,  ben  man  mir 
burd]  bie  X)eröffentlid?ung  ber  Briefe  an^ 
getan,  bis  auf  ben  Ijeutigen  Cag  nid^t  oer» 
tr> in ben  tann.  3^1  ßjar  eine  r>on  (Sefunbl7eit 
ftro^enbe  5cau,  ber  nie  etwas  gefeljlt  Ijat.  Vie 
Kränfungen,  bie  mir  »or  fo  üielen  '^dbit^eiinten  3U* 
gefügt  ujurben,  iiahen  mid]  gan^  I?eruntergebrad]t,  id^ 
lebe  in  einem  fortrpöfjrcnben  €rregung53uftanb,  unb 
es  bcbarf  allemal  ber  särtlidiften  5ürforge  meiner 
2tngel?örigen,  bamit  id]  minbeftens  5eita>eilig  jur  Hulje 
fomme.  IPenn  id]  aud],  wie  \d]on  bemerft,  mid]  im 
laufe  ber  langen  ^eit  beniljigte,  es  roar  bies  nur 
fdjeinbar,  benn  in  meinem  '^nnetn  rumorte  es 
immer  toieber,  unt)  es  genügte  ber  allergeringfte  2ln* 
fto§,  bie  geringfte  (Erinnerung  an  jene  Peröffent* 
Iid?ung,  unb  es  ftellten  fid]  meine  ^erjsuftänbe  mit 
unoerminbeter  Kraft  ein.  ^rei^ig  ^alitel  TXiein 
(ßott,  t>as  ift  eine  lange  ^eit,  unb  fd^Iieglid]  gel^t 
man  ja  über  alles  jur  Cagesorbnung  über.  So 
©erbrad?te  benn  audi  id],  in  meine  «Srinnerungen 
eingelullt,    cinigerma§en   ruljig    mein    Cebcn.     Da 

X'k 


fam  nun  jc^t  bic  neucriidjc  Publifation  bcr  Briefe, 
oon  ber  idi  etwas  läuten  Björte,  oljne  aber  alles 
erfaEjrett  su  Ijaben.  <£rft  von  3^"en  l^öre  id],  i)a% 
fxdl  bie  Rettungen  nun  roieber  mit  ber  alten  (5efd^id]te 
befaffen,  unb  Sie  bürfen  mir  glauben,  mein  ganzes 
Seelenleben  ift  toieber  berma^en  aufgetoül^It,  ba^  idi,um 
mid\  3u  beruijigen,  fd?on  sroeimal  3um  2tr3te  fd?i(fen 
mu§te.  3<i?  liahe  nur  nodi  eine  einsige  Seljnfud^t: 
bie  ir»enigen  Cage,  bie  xdi  nodi  3u  leben  l^abc,  in 
Hutje  3U  »erbringen.  3*^?  f>itte  Sie  aud?,  über  ben 
Dorfall  nid^ts  meljr  3U  berid^ten,  es  finb  ja  uralte 
(ßefd]id]ten,  von  ^anen  bie  Hebe  ift.  Xfian  foll  an 
biefen  nid]t  rütteln.  ZHöge  alles  in  Dergeffentjeit 
geraten,  möge  fid]  niemanb  mit  mir  bcfd?äftigen,  es 
ift  ja  jebesmal,  als  roenn  man  midi  mit  Sfovpxoncn 
quälte  1" 

„Seien  Sie  unbeforgt,  gute  5rau,  tiias,  was  idj 
von  3^««"  erfafjren  will,  foII  ^iit  ^ers  niemals  be= 
brüden.  €5  gibt  audi  Ijötjere  1}nteve\\en  als 
bie  eigenen,  unb  es  ift  bie  pflid^t  aller  anftänbigen 
21Tenfd]en,  alles  3U  tun,  um  ein  Hnred^t,  bas  einem 
unferer  2Tiitmenfd?en  sugefügt  ujorben,  gut  3U  mad^en 
Ijelfen.  ^Tlan  ijat  Hid^arb  XPagner,  i^an  Sie  fo 
fd^roärmerifd]  »ereljrten,  geijöljnt  unb  oerfpottet,  man 
I?at  iljm  ^inge  angebidjtet,  bie  niemals  walft  ge= 
»efen,  unb  es  fonnte  fein  (ßegenberoeis  erbradjt 
toerben,  toeil  bie  Kronseugin  in  biefer  2tngelegenljeit, 
nämlidi  Sie,  liebe  5rau  ^aretfd]ef,  niemals  nad]  ber 
Xüaljrljeit  befragt  roorben  ift,  unb  Sie  felbft  aus 
€igenem  nid\t  i>cn  Weg  janbcn,  einer  gemeinen  £üge 
gebüljrenb    entgegen   3u   treten.     Sie  finb    eine   alte 

15 


5rau,  iinb  iDenit  id\  a\xd\  Ijcrjüd^ft  wnn\d]e,  iia%  Sic 
bic  äu§erftc  (Srcnsc  bcr  ^afcinsmöglidiEcit  crrcidjcn, 
fo  ift  C5  immcrljin  fraglid],  ob  Sic  nod?  jemals  in 
bic  (5clcgcni?cit  fommcn  formten,  jtd]  über  bcn  5<ill 
3u  äußern.  <£s  ift  nun  tpid^tigcr  als  Sic  t)enfcn, 
t>a%  gerabe  ^as,  voas  Sic  von  unb  über  tPagner 
tDiffen,  ber  Xladiwdt  nid]t  ücrioren  geljc." 

„IDirb  bas  aber,  was  Sic  ba  \d]xcihcn  roollcn, 
nidit  n?ieber  gegen  IPagner  gentünst  fein?  Sie 
feigen,  roie  5urü(fge3ogen  idi  lebe,  id\  iiahc  ja  feine 
2tE?nung,  vdo  unb  a»ie  Sie  3^»^^  2T(ittciIungen  3U 
ücröffentlidicn  gebenfcn,  idj  fann  bicfc  nid^t  fon* 
trollieren  unb  roei^  nur,  t)a%  idi  ,fteinungIü(JIid]  roäre, 
toenn  man  mir  abermals  von  ber  I^unbertftcn  Seite 
5utrügc,  es  [ei  a>ieber  ettoas  gegen  Hid]arb  XPagncr 
(5erid]tete5,  nod?  basu  burdi  mein  Derfd]ulben,  in  ber 
«geitung  er[d>ienen.  Sic  mögen  barübcr  lädieln, 
aber  idi  \d\w'6tc  '^iincn,  bas  rr>äre  mein  jtdicrcr  Cob. 
So»icI  2Iufregungen  Ijaltc  idi  cinfad?  nid^t  aus. 
(Seben  Sie  mir  3^*^  (£t?renn?ort,  t>a%  Sic  für  tcn 
großen  ZHcifter  einftcEjen  tr>oIIcn,  unb  id^  toill  3^"C" 
bann  Heb'  unb  Jlntroort  fteijcn.  €ine  3ufammen= 
Ijängenbe  Darftellung  allerbings  cermag  id?  nid^t 
3U  geben,  ftellen  Sic  5»^agcn  an  midj  unb  idj  tocrbc 
fic  beanta»orten." 

„€5  ift  felbftDcrftänblid?,  ta^  mir  ein3ig  unb 
allein  t>atan  liegt,  bic  IDal^rljcit  3U  erforfd^en,  unb 
Sie  mögen  fid?  barübcr  feine  grauen  f^aarc  tr»ad)fcn 
laffen,  ^a%  idi  jß  etwas  untcrnäljme,  was  bas  Stn« 
benfcn  tDagncrs  ncninglimpfcn  fönntc.  Sie  follen 
bas   crfte  fifcmplar  meiner  33rofd]üre  crl^alten,   unb 

\6 


auf  bicfe  tDcifc  nid]t  erft  von  rtadibarslcuten,  fonbcrrt 
unmittelbar  crfatjrcn,  rt)ie  3^?i*ß  ^iusfüljrungcn  t»cr* 
rDcnbct  roorbcn  ftnb.  (Scit>i§,  id?  gebe  3^"^"  9^1^" 
mein  fil^rcnroort,  ba§  idi  '2)live  (ScfüEjle  nid^t  pcr= 
le^en  tocrbc.  Hun  fagcn  Sic  mir  3unäd]ft,  rr>ic  rüar 
CS  möglid],  ba§  bic  Briefe  von  ^errn  Vankl  Spifeer 
r»eröffentlid]t  rocrben  fonnten?" 

„Vas  ift  CS  ja  eben,  was  id\  bis  auf  ben  Ijcutigen 
Cag  nid]t  roetf.  T>ie  Briefe  lagen  atte,  forgfältig 
übereinanber  gefd^ld^tet,  als  ein  cinjiges  päcfdien 
in  meinem  lDäfd]efaften,  tr>o  id\  fie  r»icle  2'^k'<^^  I?i"= 
burd?  aufberpal^rt  i^atte.  fiines  Cagcs,  als  id\  vom 
(£in!aufe  t^eimfeljrte,  unb  sufällig  in  ben  Kaften 
bli(fte,  fiel  mir  auf,  ba%  id]  bie  Briefe  nid^t  fefje. 
3d]  badete  im  erften  2tugenblicf,  bas  päddien  wäre 
imter  irgenb  ein  2X>äfdieftü(J  gerutfd]t,  unb  mad]te  mir 
roeiter  feine  Sorgen.  2tls  id]  aber  bann  ben  Kafteit 
n?ieber  einmal  grünblid]  in  0rbnung  bringen  mu^te, 
bemerfte  id?  3U  meinem  €nt[c^en,  ba%  bie  Briefe 
ablianben  gefommen  ftnb.  Da  es  sutoeilen  corfam, 
ba^  aud]  bie  Dienftboten  im  Kaften  umframten,  badite 
idl,  ein  ZHäbd^n  fönnte  unbebad]t  gcroefen  fein  unb 
bas  einmal  nielleidjt  jufällig  aus  bem  Kaften  gc= 
fallene  pärfd^cn  für  unnü^es  Papier  geljalten  unb 
in  bie  Unratfifte  gen?orfen  I:jaben.  3dT  leitete  fofort 
ein  Dert^ör  ein,  ftellte  meine  ganse  IDoI^nung  auf  ben 
Kopf,  allein  \d\  fonnte  bie  Briefe  nid]t  metjr  finben. 
Dam.als  u^ar  xdi  überseugt,  ba^  bie  Briefe  von  einem 
unoorfid^tigen  Dienftmäbd^en  üerftreut  n?orben  ftnb. 
Da§  bic  Briefe  bes  guten  lieben  ^crrn  tDagners 
für  bic  IDelt  fo   großen  IDert  befitsen,    rDußtc 


id]  nidit  ITiir  voavcn  [ie  ein  teures  ^nbenfen, 
3<ij  tt)tll  midi  nidit  bumm  (teilen:  idj  toar  feIbftDer= 
ftänblid^  barüber  unterriditet,  ba%  IDagner  ein  bc- 
beutenber  2flTann  fei,  ahcv  bas  fonntc  xd)  mir  bodj 
nid]t  üorftellcn,  t:)a^  Brieffdiaften,  bie  nidits  als  Be* 
ftellungen  entljalten,  eine  breitere  0effentIidifeit  inter= 
effieren  fönntcn.  Vas  «Sinsige,  roas  midi  gelegentlidi 
jener  ominöfen  Deröffentlid7ung  ber  Briefe  im  3'^^'^^ 
\877  irritierte,  n^ar  bie  Catfad^e  ber  Deröffent" 
lidiiing,  roeil  IDagner  mit  5ug  unb  Hed^t  Ijätte  aw' 
neljmen  bürfen,  ^a%  id]  meine  mir  üoniljm  auf- 
getragene unb  lange  3<J^^^  9ßübte  Perfd^iDie» 
genlieit  plö^Iid]  aufgegeben  Ijabe.  3d?  badjte 
immer,  er  rüünfd^te  5tiEfd]tt)eigen,  bamit  man  nidjt 
erfaljre,  er  gebe  fo  üiel  (Selb  aus,  benn  id\  tou^te 
ja,  ta%  er  Sdjulben  Ijatte.  Unb  bann,  roas  flimmerten 
mid?  feine  (Srünbe?  5ür  mid]  u^ar  einzig  unb  allein 
fein  IPunfdi  nad]  Disfretion  ma^gebenb.  Hnb 
wznn  biefe  Briefe  i>en  unfdieinbarften  3"^cilt  geljabt 
Blatten,  id]  roäre  hod}  entfefet  geroefen,  roeil  es  mir 
nal?e  ging,  iia^  nun  2tnlaß  norijanben  roar,  mid;  ber 
3nbisfretion  3U  seilten,  obwoiil  \d\  Disfretion  r»er- 
fprodien  l?atte.  T>as  wav  es,  toas  mid?  fränfte 
unb  äufbrad]te.  Dag  fid]  mein  (£ntfe^en  ins  Ztla^' 
lofe  fteigerte,  als  mir  funbige  £eute  fagten,  ba§ 
gerabe  meine  Briefe  fo  ungemein  intereffant 
tt)ären,  fönnen  Sie  fid]  lebljaft  Dorftellen.  Hun 
!onnte  id]  txzn  (Sebanfcn  nid]t  meljr  lostoerben, 
ha^  ber  liebe  ^err  tDagner  mir  alle  5d]ulb 
an  ber  unliebfamen  2lffäre  bcimeffen  roerbe. 
Unb   beslialb  fonnte  id]  mid]   gar  nid]t  beruhigen," 


„T>\e  Briefe  fmb  3t?"cn  alfo,  roenn  \di  Sic  gut 
»erftclje,  cinfad?  geftol^len  roorben.  fjatten  Sic  ben 
2ibQanq  bcs  päcfd]en5  crft  unmittelbar  vov  bcr  Der* 
öffcntlidiung  ber  Briefe  ober  fd]on  üorljer  bemerft? 
2tuf  meldte  IDeife  glauben  Sie,  ift  '2)fy\en  bas  päcfd^en 
abiianben  gcfommen?  Wenn  Sic  fid]  fd]uIbIo5 
füt?Iten,  toarunt  fdirieben  Sie  nid]t  an  Hid^arb  Züagner, 
bcr  ja  bamals  nod]  am  'iebcn  toar?" 

„Daß  mir  bic  Briefe  geftoljlen  toorben  finb, 
barüber  fann  es  feinen  ^roeifel  geben.  €5  gingen 
bei  mir  r>iele  £eute  ein  unb  aus,  unb  alle  meine  Be* 
fannten  rcußten  ja,  t>a%  id]  mit  Wagnev  in  brieflid^em 
Perfel]re  \tanb.  Sid^erlid]  rou^te  ber  eine  ober  bcr 
anbere  i>en  Xücvt  ber  Briefe  IjöFjer  ein5ufd?ä^en  als 
idi.  Unb  id^  fei?c  nun  flar,  tia%  einer  r>on  bcnen, 
bic  ftänbig  mein  ^aus  frequentierten,  in  einem  un» 
beroad^ten  2lugenblicf  bie  Briefe  aus  bem  Kaftcn  ent* 
roenbet  I^at.  3<^  bemerfte  bcn  2tbgang  fd]on 
einige  3i^^<^  i'or  ber  Pcröffcntlid]ung  bcr 
Briefe  unb  I^atte  audi  ben  einen  ober  ben  anbctn 
meiner  Befannten  im  Perbad^t,  aber  id]  !onnte  ja 
niemanbem  etroas  nad]n3eifen,  unb  fo  fefjrte  id?  3U 
meiner  urfprünglidien  2tnnat)me  jurücf,  bic  Briefe 
toären  üon  einem  läffigen  "Dienftboten  »erftreut  roorben. 
0brDoIjI  id]  nun  mid]  feljr  barüber  geärgert  Ijatte, 
um  IDagners  Briefe  gcfommcn  3U  fein,  fo  ocrflüd^tigtc 
fxdl  fdilic§lid?  mein  Unmut  unb  id?  ging  sur  Cages* 
orbnung  über.  (£rft  als  bic  Briefe,  u)ic  gefagt,  oiel 
fpätcr  nadibem.  idi  iijr  5cf?Ien  bemerft  Ijattc,  ner* 
öffcntlid^t  rourben,  bemäditigte  fid^  meiner  bic  gro^c 
Bitterfeit,  Don  ber  idi  3^"^«  jutjor  gcfprod^cn  Ijattc. 

19 


3cfet  crft  fam  es  mir  311111  Bctüu^'tfciii,  i)a^  idi  mcl^r 
als  ein  cinfadies  2Inbenfcu  »crloren  Ejattc.  ZHcin 
crftcr  (Seban!c  tr»ar,  Wagnev  einen  langen 
Brief  ju  fdireiben,  in  roeldiem  idi  midi  red]!* 
fertigen  roollte.  2tber  mein  eljemaliger  Dormunb, 
bem  gegenüber  id?  biefe  meine  2tbfid?t  äußerte,  Ijielt 
mid?  von  ber  ^tusfüijrung  meines  planes  ab.  (£r 
meinte,  id]  [oEe  i)cn  Dingen  iljren  £auf  laffen,  idi 
fönnte  ciclleidit  Unannel^mlid^feiten  tjaben  unb  es  [ei 
beffer,  idi  rül^rte  midi  nid]t  Vann  roieber  tnollte  id? 
Spifeer  auffudien  unb  biefen  befragen,  roiefo  er  in 
bcn  Befi^  ber  Briefe  gelangt  fei.  Von  biefem  5d)ritte 
roieber  Jjielt  midi  mein  (ßatte  ah,  ungefäljr  mit  ber- 
felben  2TCotir>ierung  mie  mein  Dormiinb.  Später  Iiabe 
idi  es  oft  bebaucrt,  ba%  id]  meinen  erften  <3ebanUn 
nid]t  ausgefüB^rt  iiahe.  Va  id]  mid]  nun  gans  ftill 
üerijielt,  \o  iiaditcn  bie  meiften  moijl,  id]  fei  t)iclleid]t 
längft  tot,  unb  id]  fagte  mir,  es  ift  t>ielleid]t  aud] 
Hid]arb  IDagner  biefer  ZHeinung  unb  es  fei  beffer, 
toenn  id]  itin  in  biefem  (Slauben  belaffe,  benn  bann 
roenigftens  mü§te  er  mit  5id]ert]eit  anneljmen,  ba% 
id]  an  ber  gaujen  5ad]C  unfd]ulbig  roar.  Unb  es 
mar  mir  ja  einzig  imb  aEein  nur  barum  3U  tun,  ba^ 
IDagner  mid]  aus  bem  Spiele  laffe. 

„<£s  rounbert  mid]  immerijin,  ba^  es  nie  jemanb 
©erfud]t  I]at,  3I]rer  I]abl]aft  5U  roerben.  Tfian  mu§ 
in  ber  Cat  allgemein  geglaubt  liahen,  ba%  Sie  nid]t 
meljr  unter  ban  ^ebenben  toeilen." 

„So  bürfte  es  xoolil  getoefen  fein,  benn  ba  id] 
felbft  im  ^intergrunbe  blieb,  unb  niemanb  meinen 
Zunamen  fanntc,  —  in  bcn  Briefen  l]ie§  es  ja  immer 

20 


nur  „Gebe  5^äwl<^i^^  Bertfja"  —  ba  idi  ferner,  als 
tic  5ad}c  ein  flein  tx>enig  in  2?crgef[enl]eit  geriet,  allen 
meinen  Dern?anbten  ftrengftens  auftrug,  ben  Dorfall 
nie  n?ieber  mit  jemanbem  3U  bcfpred^en,  fo  bürfte  es 
ehcn  niemanbem  eingefallen  fein,  nadi  mir  5U  forfdien 
iinb  midi  aussufjolen.  lange  nad^bem  bie  Briefe  »er* 
öffentlid^t  roaren,  fd^icfte  allerbings  ein  f^err  —  id? 
glaube  es  toar  ein  3<5wrnalift  —  3U  mir,  aber  ba  \di 
iljm  anttt)orten  Iie§,  ba%  idi  midi  nid\t  äußern  mag, 
fo  Ijörte  id?  nid^ts  meJjr  von  iijm." 

Sdiaba,  t)a%  Sie  ban  ^ITann  nidjt  empfingen,  benn 
fo  u?äre  »ielleid^t  fd^on  bamals  feftgeftellt  u?orben,  was 
id]  um  breißig  '2><^\:ivc  fpäter  aus  '^liivcv  Erinnerung 
Iijeraustjolen  mu§,  t)as  breifte  Cügengetoebe  n?äre  jer^ 
riffen  roorben,  unb  bie  je^ige  fjerausgabe  ber 
5pifeerifd]en  2tuffä^c  in  Bud^form  Ijättc  nie  erfolgen 
Unncn." 

„3^/  5ie  mögen  red?t  l^aben,  2Iber  bas  roav 
bamals  nur  eine  einfadie  ^tnfrdge,  unb  idi  tt>ar  frot?, 
ba§  idj  nidit  reben  mußte.  5reilid7,  mürbe  mir  bamals 
jemanb  fo  freunblid?  sugefprodien  Ijaben,  wie  Sie  es 
jefet  tun,  id^  fjätte  natürlidj  alles  gefagt,  n?as  idj  roeiß, 
um  bie  ^Tlißperftänbniffe  aus   ber  ZDelt  3U  fd^affen." 

„€igentlidi  muß  id?  bem  5d?icffal  banfbar  fein, 
ba^  bie  Spifeerifd^en  2luffäfee  neucrlid^  erfd^ienen  finb, 
benn  es  wäxe  wolil  fonft  nie  basu  gekommen,  ba^ 
Sic  in  biefer  2tngelegenljeit  bas  Wott  ergreifen,  imb 
es  wäxe  '2>^v  (Seljeimnis  mit  3^"«^"  ^ns  (Srab  ge= 
funfen.  So  aber  roirb  eine  bunfle  partie  in  ber 
Cebensgefd^id^te  Hid^arb  IDagncrs  aufgel?ellt,  unb  ber 

2\ 


t)ortciI  baüon  ift  (Sottfcibanf  vid  größer  unb  tr»id)ttgcr 
als  ber  Xladiteil,  ben  bic  IDicbcrr»eröffcntüdiung  bcr 
Briefe,  wenn  überijaupt  von  einem  Xladitcilc  ge[prod]en 
toerbeu  fanit,  ccrurfadit  Ijat.  Unb  nun  reben  roir 
von  IDagner!  <£r5ätilert  Sie  mir  sunäd^ft,  liebe  5i^<iu 
2T(aretfd?ef,  roann  unb  auf  ujeld^e  IDcife  liahen  Sic 
^en  ZHeifter  fennen  gelernt,  toie  finb  Sie  mit  itjm  in 
näljerc  Serüijrung  getreten?  (Ersäfjlen  Sie  überijaupt 
alles,  roas  Sie  von  IDagner  roiffen." 

„(£5  tDar  3U  2tnfang  ber  Sed^siger  '^alive.  "^m 
fjotel  Kaiferin  (£lifabetij  in  ber  XDeiljburggaffe,  bas 
ja  nod]  Ijeute  beftetjt,  rooljnte  eine  meiner  Kunbinnen. 
Val^et  fannte  midi  S^<^^  211  a  bei  eine,  eine  ältere 
^ame,  bie  als  ^ausljälterin  im  X^otcl  angefteEt  wav. 
(Eines  Cages  Iie§  mid\  5i^<iii  2TüabeIeine  rufen,  imb 
fragte  mid],  ob  id?  in  einer  Stunbc  [ed^s  gro§e  Seiben= 
lüd^er  appretieren  fönnte.  <£s  feien  bies  Cafd]en= 
tüdjcr  für  einen  £jerrn,  ber  ^ahat  fdjnupft,  unb  ber 
ungebulbig  baraiif  roartet.  3'^  lieferte  bie  2trbeit 
tatfäd^Iid?  in  einer  Stunbe  ah,  olinc  aber  ben  23efteUer 
5U  (5efid]t  befommen  3U  liaben.  5rau  2TcabeIeine  fagte 
mir  bann,  bie  Cüd^er  geijörten  ^errn  Hid^arb  lOagner, 
ber  ebenfalls  im  fjotel  u?oljne.  Kurs  barauf  lie^  mid] 
IDagner  felbft  rufen  unb  fragte  midi,  ob  id]  ein 
SopIjaÜffcn,  <:ias  er  in  einem  Saiten  in  ber  Kärntner^ 
[tra§e  gefauft  I]at,  nad]  feinen  eingaben  änbern  !önnte. 
<£r  fei  fel^r  geärgert,  benn  in  allen  Salons,  in  bcnan 
er  Sd^Iummerfiffen  unb  ätjnlidies  faufe,  I]abc  man 
fein  Derftänbnis  für  bas,  roas  er  eigentlidi  Ijaben 
möd]te,  nn^  fo  Ijabe  er  benn  5rau  ZTTabeleine  fein 
£eib  geflagt,   bie  itjm  ben  Hat  gab,   es  mit   mir  3U 

22 


pcrfudjcn.  ^tls  idi  nun  has  geanbcrtc  Sopljafiffcn 
übcrbrad]te,  nat[d]tc  IDagncr  pcrgnügt  in  bie  f^änbc 
unb  fagtc:  „Das  ift  famos!  3d?  \diä^c  midi  glücfüd?, 
Sic  gcfunbcn  3U  \:iab<in.  Sie  finb  meine  £eib=  unb 
fjofüeferantin  für  alle  Reiten." 

Von  nun  ah  blieb  id?  mit  IDagner  bis  sum 
3a^re  1868,  in  u?eld]em  id]  Bjeiratete,  in  ftänbigem 
Pcrfeljr,  ^ausgenommen  baüon  finb  einige  XOodien, 
nadi  IDagners  51nd]t  r>on  IDien,  3"  ^^^  erften  3eit 
lieferte  id?  bIo§  feibene  ^emben.  T>ann  mu§tc  id^ 
r>erfd?iebene  Samtbaretts  anfertigen,  unb  fd?Iie§Iidi 
feibene,  Ijod^fd^Iiegenbe  ^adcn  unb  nerfdjiebene 
SdilafröcJe." 

„Sagen  Sie  mir,  roas  waren  Sie  t>enn  eigentlid] 
üon  fjaufe  aus?  Bei  uns  in  0eftereid?  fennt  man  tien 
^usbrucf  pu^madierin  nid?t.  Sie  maren  üieEeid^t 
Sd^neiberin  ober  ^Tlobiftin?" 

„IPeber  bas  eine,  nodj  ba^  anbere,  \d]  war 
Hegligearbeiterin  unb  arbeitete  für  (Sefd^äfte,  in  benen 
1>amenrDäfd]e  »erfauft  u?irb.  2TEein  (Sefd^icf  für  Pu^- 
arbeiten  u?urbe  r>on  ber  3nl?aberin  eines  fold^en 
2tteliers  rafd]  er!annt,  unb  fo  n?urbe  mir,  obstoar 
idi  ein  junges  2Tcäbd]en  u?ar,  bie  2Uifgabe  suteil,  bas 
Cauffiffen  für  bcn  Kronprinsen  Hubolf  unb  uer^ 
fd^iebene  Hcgiiges  für  unfere  Kaiferin  (£Iifabetlj  an* 
5ufertigen.  2IIs  idi  5U  IDagner  fam,  arbeitete  id? 
bereits  [clbftänbig  in  meiner  IDotjnung,  im  Pereine 
mit  einigen  jungen  tüditigen  ZHäbdien.  "Die  €igen= 
fd]aft,  in  ber  idi  für  IX'agner  tätig  wav,  Iä§t  fid?  mit 
einem  IDorte  überEjaupt  nid^t  formulieren,  b^nn  meine 
Cätigfeit  für  itjn  u?ar  fo  mannigfad],  oerfd?iebenartig 

23 


iinb  ungcrDoI^nt,  ba^  tdi  bafür  feine  ridjtige  Bcseid^» 
nung  ftnbe.  XDaqnev  lobte  immer  meine  unioerfelle 
Begabung,  unb  gab  mir  2Iufträge,  bie  tatfädilid]  mit 
meinem  Berufe  nid]t5  5u  tun  I^atten.  Sie  merben 
bies  aus  meinen  fpäteren  2^itteilungen  erfel^en.  2tl5 
er  nämlidj  nad?  penjing  überftebelte,  too  er,  roie  Sie 
toiffen,  längere  ^eit  in  einer  Pilla  lebte,  mu^te  id? 
iljm  bie  ganse  IDoIpiung  einriditen.  Bis  auf  ein 
einsiges  ^immer  boten  fidj  feine  Sdjroierigfeiten  bar, 
benn  aEe  Häume  tpurbcn  stoar  mit  €Iegan3,  aber 
bod\  in  ber  allgemein  üblid^en  IDeife  ausgeftattet. 
Zlnv  ein  einsiger  Haum,  wie  gefagt,  ungefäfjr  in  ber 
(Srö^e  eines  Kabinettes,  rpurbe  nad]  ben  genaueften 
Angaben  IDagners  mit  Derfdiroenberifd^er  Prad]t 
beforicrt.  X>ie  löänbe  tr>urben  mit  Scibe  ausge[d]Iagen 
unb  rings  Ijerum  rourben  (Suirlanben  angebradit. 
Vom  piafonb  Ijerab  Ieud]tcte  eine  munberDoIIe  2tmpel 
mit  gebämpftem  Cid^t.  X>en  gansen  Boben  bebecften 
fd]rDere,  ungemein  roeid^e  Seppidie,  in  bcnen  ber  S^t 
förmlidj  r>erfanf.  X>as  2TccubIement  biefes  Bouboirs 
—  \o  möd]te  id]  biefen  Haum  benennen  —  be^tanb 
aus  einem  fleinen  Sop^a,  einigen  5<iuteuils  unb  einem 
fleinen  Cifd].  2lIIe  biefe  Si^gelegenljeiten  tparen  mit 
foftbaren  "Decfen  unb  Kiffen,  bie  er  jumeift  jum  2luf- 
ftü^en  ber  Ellbogen  benu^te,  bebecft.  3<^  iiatte  fie 
alle  angefertigt.  Vas  ,§immer  burfte  nie  von  jemanbem 
betreten  werben,  IPagner  I^ielt  fid?  barin  immer  ganj 
allein  auf,  unb  stoar  immer  am  Dormittag.  ©Ijne 
ba^  id>  iljn  barum  gefragt  I?ätte,  fagte  er  mir 
einmal,  ba%  er  fid?  in  einem  fold^en  ^immer  befonbers 
rr»oIjI  füljle,  roeil  iljn  bie  5cxrbenpradjt  fetjr  sur  2trbeit 

2'k 


anrege.  Die  ^tusftattung  biefes  Zimmers  nun  war 
gan^  allein  mein  IDerf.  3cl?  ftanb  auf  ber  £eiter, 
bradite  bie  (Suirlanben  an  iinb  legte  an  alles  [eiber 
^anb  an.  IDagncr  roar  r>on  allen  meinen  2trbeiten 
ftets  fo  ent3Ü(ft,  ta%  id?  in  ber  5oIge  alles  für  iijn 
beforgen  mu^te.  (£5  ift  gänslid^  untDaljr,  t)a%  id) 
für  ZPagner  jemals  „^ttlasljösd^en"  ange» 
fertigt  Ijätte.  €r  trug  2ltlasbeinflciber,  aber 
reguläre  Pantalons  mit  einer  basu  geljörigen  '^adc, 
3di  fannte  audi  ben  (5runb  biefer  Cicbfjabcrei,  roenn 
es  überijaupt  als  Ciebfjaberei  beseidinct  mcrben  fann, 
ba%  jemanb  anftatt  einer  Cud^ijofe  eine  2ttIasIjo[e  trägt. 
Der  ^auptgrunb  alfo  roar,  i)a^  IDagner  ju  jeber  Seit 
ungemein  r>iel  tDärme  braudjte,  um  [id?  wolii  3U 
fütjlen,  3d?  mugte  alle  Kleiber,  bie  idi  für  il^n  an^ 
fertigte,  reid?  mit  lüatte  füttern,  benn  XOagnet  üagte 
allemal,  ba^  es  it?n  friere.  5id?erlid?,  ber  21teifter 
trieb  einen  geroiffen  Sums,  idj  mad^te  tljm  red]t  oiele 
2tn3üge  unb  5d]Iafröcfe.  Da^  er  3U  ben  farbigen 
Kleibern  aud?  ebenfoldie  ^ausfd?ulje  iiaben  roollte,  ift 
ja  felbftDerftänblid?.  2tber  and]  bei  ben  fjausfd^uljen 
!am  es  l^auptfädilid?  barauf  an,  ba^  fte  fo  fdin?er 
u?ie  möglid]  gefüttert  feien.  Der  5d]ufter  ^elia  in 
ber  H?oIl3eiIe,  bei  bem  id?  bie  Stiefel  arbeiten  lie^, 
erflärte  mir,  eine  fo  ungetreuere  ZHaffe  r>on  Pels 
unb  IPatte  lie^e  fidj  an  einem  £eberfd?ulj  über» 
tjaupt  nid|t  anbringen.  IDagner  liebte  alles 
iöeid^e.  Tlls  idj  bei  iljm  in  TXiündicn  voav,  flagte  er 
mir,  ba%  bie  ZHöbel  beim  König  alle  fo  fteif  unb  Ejart 
feien,  er  füljle  fid]  voia  ein  anberer  IHenfdj,  rr»enn  er 
fidj  in  ben  5auteuils  feiner  eigenen  lüoljnung  nieber* 

25 


laffe,  bie  ehan  alle  tDcidj  gcpolftert  unb  von  fdimicg» 
famften  5ormcn  waten.  Wie  leidet  es  XOagnev  fror, 
bcrocift  aud?  bic  Cat[ad?c,  ba§  felbft  alle  feine 
Stra^enfleiber  mit  bem  fd]rr>erften  Titlas  ge= 
füttert  ipurben.  Was  nun  bie  pielen  Kiffen  unb 
blo^  als  UeberrDÜrfe  gebadeten  "Decfen  betrifft, 
fo  oerrr>eife  idj  auf  bie  tjeutige  ZHobe.  3^  meE^r 
Kiffen  Ijeute  auf  einem  "Dipan  liegen,  um  fo  Ijübfdier 
finbet  man  bas.  Unt  roäE^renb  frütjere  (Generationen 
in  langen  ^ud]fd?Iafrö(fen  fid]  einljüUten,  begegnet 
man  gegenroärtig  faft  ausfdilie^Iid]  feibenen  £jerren= 
fd]Iafrö<fen,  reid?  garniert  fogar,  roie  Sie  fie  in  ^en 
5d?aufenftern  großer  fierren!Ieiber=(5efd]äfte  überall 
feijen  fönnen.  VLnt>  was  fdjaffen  biefe  £cute,  bie  je^t 
in  fold^en  Seibenfdilafröcfen  lierumfteigen!"   .  .  . 

„Sie  famen  oft  su  IPagner  nadi  Pensing,  ^ahen 
Sie  iiin  je  in  einem  fold^en  2ttlas=  ober  Seibenansuge 
gefeiten?" 

„niemals.  IDeber  id]  nodj  fonft  jcmanb.  Das 
fann  td?  auf  bas  beftimmtefte  perfxd^ern.  IDagner 
baute  übrigens  auf  meine  Perfd^roiegenijeit  unb  t^ätte 
fdion  aus  biefem  (5runbe  ftdi  mit  feiner  anbern, 
fagen  wit  alfo  pu^madierin,  eingelaffen.  3*^1  tooljnte 
bantals  nodi  mit  meinen  (Eltern  unb  5rr»ar  merf= 
tpürbigerrpeife  in  bcmfelben  -^aufe,  in  bem  Sie  mid^ 
je^t  finben.  Die  ^adibarsleute  benjunberten  oft  meine 
2trbeiten,  aber  niemanb  rDU§te,  toer  mein  2Iuftrag= 
geber  fei.  €ines  Cages  fam  IDagner  in  meine 
IDoIjnung,  um  fid^  nad]  bem  Sdiicffale  perfdjiebener 
23efteIIungen  5U  erhinbigen.  <£s  wav  bereits  in  ber 
2lbenbbämmerung,    er  fam  unb  ging,    oljne  ta%  i^n 

26 


biß  2ftad?barfd]aft  bcmcrft  Ijättc,  €iTtc  Scf^rteibcrin, 
bie  in  meiner  HäEje  voo^nte  unb  bie  mir  bcn  guten 
Kunben  abfangen  tcollte,  futjr  mir  einmal  in  einem 
Wagen  nad],  n?urbe  aber  r>on  tPagner  nid^t  einmal 
porgelaffen.  3cf?  erfuijr  bies  von  IPagner  felbft,  ber 
nod?  ijinsufügte:  „rtein,  Sie  treue  Seele,  Sie  foll 
feine  ^tnbere  perbrängen".  .  .  3<^  mu§te  ftets  feFjr 
pünftlid]  fein,  unb  fam  id?  einmal  um  eine  Diertcl= 
ftunbe  3U  fpät,  fo  n)urbe  idi  an  biefem  Cage  nid]t 
meljr  Dorgelaffen.  Der  2X>eg  roar  roeit,  bie  Kom= 
munifation  fd^Ied^t,  feine  Staiitbaiin  unb  „<£Ieftrifdje" 
roie  ijeute,  fonbern  ein  3^Tnmerfaften  r»on  einem 
Stelltcagen,  ber  nid]t  einmal  ganj  bis  jum  ^aiife 
füEjrte.  2Iber  id]  mu§  fagen,  iPagner  Iie§  and}  midi 
niemals  roartcn.  ^uioeilen  u?aren  feine  ^reunbc 
Cornelius  unb  Cauffig  ta,  meiftens  um  bie  2T(ittags= 
ftunbe.  IDagner  fpeifte  feijr  einfad^  unb  Iie§  mid? 
an  Jeinem  VfiaiiU,  roenn  id?  mit  iian  2inberungen, 
bie  id]  mand^mal  an  ben  Kleibern  pornei^men 
mu§te,  nid^t  balb  fertig  ujurbe,  mit  großer  Ciebens* 
tDÜrbigfcit  teilneljmen.  Seine  Ceutfeligfeit  n?ar 
überl^aupt  grensenlos.  (Selegentlid?  feines  fünf- 
sigften  (Seburtstages  brad^te  iljm  ein  inänner=(Sefang- 
©erein  ein  StänbdK"«  3^  langem  ,§uge  famen  bie 
Sänger  mit  'iam^ions  unb  IDagner  Bjielt  vom  Balfon 
Bjerab  eine  2lnfprad?e.  2tuf  einem  Kiffen  rourbe  iljm 
ein  filbernes  5ütti?orn  überreidit.  2TJan  tranf  bcn 
beften  IPein  aus  biefem  ^orn  unb  id^  mu^te  audj 
trinfen,  fo  wollte  es  ausbrücflid]  IDagner,  ber  mid] 
auf  biefe  XPeife  cor  aller  ZPelt  ausseid^nete.  2tber 
bei  aUer  5i^ßunblid]feit:   IDagner  war  burd^aus  nidjt 

27 


Iciditfcrttg,  prüfte  genau  meine  Hcdiniingen  nni>  ent* 
becfte  aud]  ^vttnmev,  bic  \d)  bann  5U  beridjtigcn 
Ijatte. 

Das  fjausroefen  beforgten  S^au  Derena  Weib' 
mann,  fpätcre  5t^ciu  StocEcr  unb  ber  Wiener  5ran3, 
bie  beibe  audj  nacfj  bcr  tDiener  ^eit  in  ben  Dienften 
IDagncrs  blieben.  (£5  roaren  stoei  el?rlid]e  £eute, 
bie  bem  ZHeifter  bis  an  il^r  febensenbe  bie  tEreue 
Ijielten.  Von  biefen  erfuljr  idi  aud^,  ba§  fürs  nadi= 
bem  IDagner  im  '^diive  \86'{  Wien  plö^Iidj  oerlaffen 
batte,  eines  ^aqes  5u?ei  fjerren  in  bcr  Dilla  cr[d]ienen, 
bie  um  jeben  Preis  JDagners  2Irbeit53 immer  fetjen 
rooHten.  Xfian  roollte  fie  nidit  einlaffen,  ba  Iegiti= 
micrten  fie  fid?  als  2tbgefanbte  König  Cubroigs  unb 
erflärten,  ba%  fie  in  beffen  2Iuftrag  einige  (Segen* 
ftänbe,  bie  IDagner  ftänbig  benüfet  Ejatte,  unb  bie 
abfolut  feinen  materiellen  IDert  Ijaben  bürfen,  mit= 
netjmen  möd^ten.  3^fet  erft  tourben  fxe  eingelaffen. 
Sie  naijmen  tatfäd]Iidi  blo^  Bleiftifte,  S^^betiialtev  unb 
äljnlid]en  Kram  mit.  2Tüit  bem  Ijeimlidien  Stbgange 
IDagners  fam  id]  in  arge  üerlegenljeit.  3'^  Ijatte 
jtDar  Krebit  in  allen  guten  (Sefd]äften,  aber  meine 
Hed^nungen  für  IDagner  beliefen  fid?  auf  Caufenbe, 
unb  idi  u?u§te  nun  nid^t,  roie  idi  3U  (5elb  !ommen 
toerbe.  5rau  Prcneli  unb  5ran3,  bie  ja  audi  oiine 
(Selb  3urü(JgebIieben  tcaren,  tröfteten  midi  unb  meinten, 
ber  fjerr  roerbe  fobalb  wie  möglidj  von  fidj  B^ören 
laffen,  idi  ntöge  nur  bas  Dertrauen  nidit  nerlieren. 
3d?  ging  nun  3U  bem  ^Iboofaten  Dr.  von  £ift  im 
Sdiottenljof,  an  ben  midi  ^i^  beiben  "Dienftleutc  ge= 
toiefen  Ijatten,  unb   biefer  fagte  mir  aud^   roieberljolt, 

28 


id?  möge  feine  Sorge  Ijabert,  idi  toerbe  in  fürsefter 
geit  (Selb  bcfommen.  So  gefd^atj  es  aud?.  3<ij  toar 
tDoIjI  eine  ber  erften,  üielleid?t  bie  allererfte,  bereit 
(5utE?aben  berid^tigt  rourbe.  Sd]on  glaubte  id},  i>a% 
es  nit  meiner  lüirffamfeit  für  IDagner  »orbei  fei, 
als  idi  plö^Iid?  aus  2Ttünd]en  bie  XDeifung  ertjielt, 
fofort  baljin  3U  fommen.  IDie  Sie  a»iffen,  rooljnte 
IDagner  in  ber  Briennerftra^e.  '^d)  fuljr  stoeimal 
nad?  Zfiünd:icn,  um  bie  bortige  IDofjnung 
IDagners  nad\  bem  mir  hefannten  2T(ufter  ein- 
5urt d]ten.  3d?  ridjtete  alfo  aud^  Ijier  ein  Kabinett 
ein,  fo  toie  id^  es  »orljer  gefd^ilbert  Ijatte  unb  tDoEjnte 
5U  biefem  §vocdc  längere  ^eit  im  ^aufe  XDagners." 
„2Iu5  Wien  Ijatte  id]  IDaren  im  XDerte  r>on 
cttDa  seljntaufenb  (Sulben  mitgebrad?t.  2tuf  (5eljei§ 
IDagners  mu^te  id|  infoguito  reifen,  in  Salzburg,  roo 
bie  SoHreoifion  r>or  fidi  ging,  gab  idi  <^n,  ^<^^  <ißß 
bie  Seibenfjemben,  Sd^Iafröcfe,  Decfen  unb  fo  toeiter 
für  eine  (Sräftn  in  Berlin  beftimmt  feien.  21Teine 
Hed?nungen  rourben  glatt  liquibiert.  2tl5  bann  IDagner 
nadi  ber  Sdj rceis  überftebelte,  fam  id^  einmal  aud} 
nad]  Criebfd^en,  roo  id?  jum  britten  Xdal  bie 
<£inrid]tung  beforgte.  IDagner  roar  von  einet 
rüljrenben  2tufmerffamfeit  gegen  mid?,  fd]enfte  mir 
eine  golbene  Kette,  bie  idj  nod?  freute  befi^e,  unb 
trug  5rau  Stocfer  auf,  für  mein  2Imüfement  3U  forgen. 
5rauSto<ier  fdilug  eineSanbpartie  oor  —  es  voax  gerabe 
um  Heujaljr  —  unb  roir  fuljren  gegen  ben  IHontblanc. 
IDagner,  5i^<iu  Sto<Jer  unb  id^  im  5onb  bes  IDagens, 
5ran3  auf  bem  "Kutfdibode.  (£5  toar  ungemein  luftig, 
IDagner    roar    glänscnb    aufgelegt  unb    mad?te  r>iele 

29 


Spä^a.  2im  Jibetib  gingen  irir  ins  tTEjcatcr.  Waqncv 
nötigte  mid^,  r>orne  nähert  ii?m  piafe  5u  neijmen. 
£eiber  »erftanb  id}  fein  tOovt,  benn  idi  fpred]e  nid^t 
fransöfifd].  IDir  blieben  benn  aud]  nid^t  lange  unb 
gingen  nad']  ^aufe,  wo  mir  bann  IDagner,  um  für 
meine  Kurstneil  5U  forgen,  auf  bem  Klaoier  »orfpielte. 
Va  fällt  mir  übrigens  eine  merfn^ürbige  €pifobe  aus 
jenen  C^gen  ein:  IDagner  Ijatte  einen  neuen  "Diener 
aufgenommen,  ber  erft  einen  Cag  im  fjaufe  roar. 
2Im  2lbenb  n?oIIte  ber  IHcifter  ausgel^en  unb 
fudjte  feine  Brieftafd^e,  bie  er  in  ber  £at)(i 
eines  Cifd?es  aufbemaljrte.  Die  £abe  voav  leer. 
Der  Diener  roar  nidit  5U  fjaufe,  unb  roir  burdi= 
fud^ten  nun  beffen  Stube,  ofjne  jebod]  bas  (5e= 
fud^te  5U  finben.  'T>a  [agte  id]  5U  IDagner,  roir 
möd?ten  iiod]  nod]  einmal  nad?  bem  Cifdje  fd^auen. 
TXiix  fiel  nämlid]  ein,  t)a^  meine  (Sro^mutter  einen 
Cifdj  bcfa§,  ber  an  allen  r»ier  Seiten  je  eine  tabc 
aufsuioeifen  I^atte,  unb  i>a  badete  id],  ba%  IDagners 
tLifd]  möglid]era>eife  ebenfalls  fo  befdjaffcn  fei.  So 
voav  es  aud],  bann  id]  fanb  tatfädjiid]  fofort  bie 
23rieftafd]e,  in  berfelben  'iabe,  in  bie  fie  IDagner 
gelegt  iiattc.  Der  Cifd]  tt>ar  beim  2tufräumen  ber 
IDol]nung  einfad]  r>erfd]oben  a»orbcn.  IDagner  freute 
ftd]  toie  ein  5d]neefönig,  nid]t  roeil  er  fid]  toieber 
im  Sefi^e  [eines  (Selbes  befanb,  fonbern,  roie  er 
fagte,  ber  frembe  Diener  von  bem  I]ä^Iid]en  Der= 
bad]te  befreit  fei." 

„2TJeine  2tbrei[e  r>on  (5enf  mu§te  auf  au5= 
brücflid]en  IDunfd]  iDagners  gans  feftlid]  geftaltet 
werben.     Die  ganse  Dienerfd]aft  mu^te  mid]  auf  t>en 

30 


BaE^nfjof  begleiten.  3"  öer  5oIge  fafj  idi  IDagner 
nie  meljr.  3<^  lieferte  nodj  Einiges  aus  IDien, 
teilte  iljm  jebod^  im  ^aiive  \S6S  mit,  ba§  idj  midi 
üerljeirate,  unb  mein  (Sefd]äft  aufgebe.  XPagner 
fd?rieb  mir  einen  iicv^lidien  (ßratulationsbrief,  tien  idi 
leiber  audj  nid]t  mel^r  befi^e,  benn  er  befanb  fid?  mit 
in  jenem  päcfdjen,  tias  mir  entroenbet  toorben  roar. 
3dj  I?atte  nod^  einige  5orberungen  an  ZDagner,  bie 
\dion  nadi  meiner  ^odiseit  berid]tigt  toorben  finb." 
„J^at  31?"^"  ^'^^  211eifter  alles  besatjlt?" 
„3aa?o{jI,  bis  auf  ^en  legten  geller.  3cf?  i?cibe 
nid?t  bas  (Seringfte  3U  f orbern." 

Damit  [d?Io§  bie  Unterrebung,  unb  es  erübrigte 
mir  nur  nodi,  in  einen  großen  fjaufen  von  Hed^nungen 
€inftd?t  3U  neljmen,  r>on  i>enen  fo  mand^e  Dermerfe 
r»on  IDagners  ^anii  aufroeifen.  '2)ie[e  Hed?nungen 
unb  einige  Celegramme  foroie  meljrere  ptjotograpljien, 
bie  IDagner  ber  S'>^<^^  Znaret[d?ef  gefd?enft  Ijatte, 
bilben  bie  t^eilig  geijaltenen  2Ln^enhn,  bie  5rau 
ttTaretfd^cf  je^t  nod^  befifet. 


3\ 


(fpilog. 


Die  Kronjcugin  Si^au  Bcrtfja  ZlTarctfd?cf,  geborene 
(ßolbtoag,  iiat  gcfprodien.  2tu5  iljrer  T)arfteIIung  geljt 
fonnenflar  i?erpor,  ba§  fie  üöllig  unfd^ulbig  ba= 
ran  fei,  ba§  bie  fogenannten  Briefe  an  eine  Pu^* 
ntad^erin  in  bie  0effentlid7feit  gelangen  fonnten.  Die 
Briefe  finb  iljr  geftoljten  roorben,  unb  es  ift  nur  ein 
3ammer,  ba^  IDagner  bies  nid?t  meljr  erfaljren 
fonnte.  2tber  bie  (£f?renrettung  biefer  brauen  S^*^^ 
mu^  unter  allen  Hmftänben  üollsogen  roerben.  ^Tientanb 
roirb  jelgt  nteljr  beEjaupten  bürfen,  t^a^  bie  üielbe- 
fprodjene  Sertija  gegen  itjren  2tuftraggeber  Hid^arb 
IDagner  eine  Creulofigfeit  begangen  ^abe.  Uni)  nun 
toill  idi  nod]  ersätjlen,  auf  rDcId?e  IDeife  ^err  Daniel 
Spider  in  iicn  Befi<3  ber  Briefe  gelangt  ift.  Sein 
erfter  ^uffalg  begann  mit  folgenben  IDorten:  „3" 
einem  jüngft  von  einem  2tutograpljenEjänbIer  »er= 
öffentlid^ten  Kataloge  einer  Ejod^intereffanten  KoIIeftion 
©on  originalen  ZTTuftfmanuffripten  fanb  idj  aud? 
fed]5eljn  Briefe  Hid]arb  IDagners  aus  i>en  '^al^tan 
\86^  bis  \868  fonberbaren  '^»niialts  3um  Perfaufe 
angeboten."  Diefe  ZHitteilung  roar  untr>aijr.  Spider 
(jatte  biefe  5o^tn  ber  2tnfünbigung  geroäEjIt,  roeil  er 
»on  bem  Perfäufer  ber  Briefe  um  Diskretion  gebeten 
tDorben   roar.     2Lls  DoIIfommen  autljentifd]   fann  idj 

35 


t)crfid?crn,  ba^  ein  Börfenmaflct  namens  Kaffa 
fjerrn  Spifecr  bic  Briefe  3um  Kaufe  angeboten  Ijat, 
unb  5tDar  mit  ber  2TIotit)ierung,  ba^  ii^m  biefe  oon 
ber  pufemadicrin  Bcrtija,  beren  Derfjältniffe 
feljr  fd)Ied]te  toärcn,  mit  bem  Bemerfen  5um 
Derfaufe  übergeben  rourben,  ba^  iiit  Hidiarb 
IDagner  eine  2Tcengc  (Selb  fd^ulbig  geblieben 
fei  unb  fie  nun  auf  bicfem  lOege  einen  ge^ 
ringen  <£rfa§  fxdi  oerfd^affen  mödite(!)  Von 
Kaffa,  ber  übrigens  ancb,  fdion  »iele  3^^^^  tot  ift, 
errrarb  Spider  bie  Briefe  um  ben  Preis  von  ein* 
I|unbert  (5ulben.  2Ius  ber  Darftellung  ber  5tau 
2Tfarctfdief  gel]t  I^croor,  ita^  Kaffa,  i>en  übrigens 
2tIIe,  i)ic  iBjn  fanntcn,  für  unjuoerläffig  Ehielten,  ge- 
logen iiat  3^?  I?<3f'^  autljentifd)  erljobcn,  iia^  Kaffa 
in  feinen  ZTIufeftunben  aud:  mit  2IutograpIjen  2iani>ei 
trieb.  €r  Ijat  bie  Briefe  smeifettos  fd^on  aus  srociter 
^anb  errporben,  unb  erfann  bie  £üge  von  ber  23e» 
bürftigfeit  ber  S^au  Bertf^a  offenbar,  um  Spider 
gegenüber  mit  größerer  2Iutorität  auftreten  ju  fönnen. 
2Iudi  bin  idj  überseugt,  ^a^  er  Spider  nidit  alle 
Briefe  »erfauft  liat,  bie  er  befa^,  i>cnn  id?  fenne 
einen  Ijerüorragenben  IDiener  Patrisier,  ber  mir  fd]on 
cor  r>iekn  '^ah^tcn  mitteilte,  i>a%  er  ebenfalls  an 
Bertija  gerid]tete  Briefe  löagners  fein  €tgen  nenne. 
Bei  bem  Umftanbe,  ta%  5rau  2T(aretfd]ef  nid^t  in  ber 
£age  ift,  ansugeben,  roie  gro^  bie  Tln^alii  ber  itjr  ge= 
ftoijlenen  Briefe  fei,  bei  bem  Umftanbe  ferner,  i)a% 
wit  über  t>cn  Perbleib  ber  von  Spider  peröffentlid?ten 
fed]3etjn  Briefe  genauen  Befd?eib  roiffen,  fo  ift  es 
3 mcif eHos,   ^a^  nodi  meljrere  unperöffentlid^te  Briefe 

36 


XOagmts  an  Bcrttja  im  Umlauf  jtnb.  Das,  was  idj 
il'icv  crsätjle,  crfut^r  id]  crft  nad]  meiner  Unterredung 
mit  5tau  2TJaret[d?cf.  3"  <5em  (Slau&en,  es  fönnte 
möglidierroeife  in  if^rcm  BcFanntenfreife  aud?  jener 
Kaffa  eine  Holle  gefpielt  Ijaben,  teilte  idj  il^r  bicfen 
0ad]perf?aIt  fd^riftlidi  mit,  rporauf  id?  folgenbe 
2lnttr»ort  erijielt; 

It>erter  fjerr  KarpatEj! 

€ntfd]ulbigen  meine  fd^Ied]tc  Sd^rift,  id]  bin 
3U  Diel  erregt,  ba  id?  nie  (in)  meiner  gansen 
Cebensseit  einen  JEjerrn  Kaffa  gefprod^en  iiahe. 

3^t:  ergebene 

Bertl^a  ZHaretfdie!. 

Von  tr>em  nun  Kaffa  bic  Briefe  crroorben  l^at, 
wirb  fid?  tooljl  faum  mei?r  feftfteüen  laffen.  €5  seigt 
fid]  nur,  roie  3U  jeber  ^eit  bie  £üge  am  IDerf  tx>ar, 
tpenn  es  galt,  Hid]arb  IDagner  3U  perunglimpfen. 
Vlnb  nun  mu§  id?  nodj  einmal  auf  ben  unbefannten 
Herausgeber  ber  5pi^erifd?en  2tuffä^e  3urü(5fommen. 
Diefer  ftellt  feiner  Publifation  folgenben  Dermer? 
poran:  „"Die  0riginaIbriefe  Hid^arb  IDagners  an 
eine  pu^mad^erin  befinben  fid?  im  Befi^e  ber  (5efeII= 
fd^aft  ber  ZHufüfreunbe  in  XPien."  2Iud?  t)as  ift 
nidit  xvaiiv.  'Uis  ^i^vt  TJaniel  Spider  bie  Briefe 
t)eröffentlid?t  Ijatte,  roollte  er  fidj  biefer  toieber  ent- 
lebigcn.  Der  IPiener  (5ro§inbuftrieIIe  2trtljur  5  ab  er 
Ijörte  bavon  unb  faufte  nun  pon  Spider  bie  Briefe 
genau  um  benfelben  preis,  ben  Spider  an  Kaffa 
be3aijlt  tjatte.     5ctber  fd^enfte  fobann  fünfsefjn  Briefe 

37 


3oIjanne5  Sraljms  unb  iian  [cd]3cljntcn  einem  be- 
fanntm  Wienat  5d]riftfteIIer.  2tl5  nun  "Svalims  ftarb 
(\897)  überging  [eine  reidie  2tutograpI)en[ammIung 
in  t>en  ^efits  ber  (5e[eIIfdiaft  ber  211u[iffreunbe.  T>ic 
mel^rerroäljnten  Briefe  an  eine  Pufemad?erin  jebod^ 
roaren  in  ber  5d?en!iing  an  bie  altelirroürbige  2nun!= 
gefeßfdiaft  nid?t  mit  inbegriffen  unb  fic  befinben  fxd] 
aud?  nod]  Ijeute  bei  bem  Vertreter  ber  Braljmfifdien 
bireften  (£rben,  bem  fjof-  unb  (Serid?t5=2ibr)ofaten 
Dr.  3öfcpl?  Heises. 

€tje  id]  3U  einigen  5diIu§foIgerungen  gelange, 
toill  xd\  midi  nodi  bei  einem  sroeiten  X)er= 
mer!  ^es  Herausgebers  ber  Spifeerifd^en  2tuffä^e 
auf  Italien.  1)iefer  lautet:  „2tIIe  Hedite,  aud] 
bas  ber  Ueberfe^ung  in  frembe  Sptadien,  »orbeljalten." 
■Darüber  mu§  jeber  €ingeir)eiijte  minbeftens  Iäd]eln. 
Der  betreffenbe  fjerr,  ber  felbft  Unfug  getrieben  I?at, 
ridjtet  nod?  Derbote  auf! 

Xtod]  einiges  über  bie  Briefe  felbft.  IDlr 
erfaljren  baraus,  ta^  [xdi  Hid^arb  IDagner  gern  in 
Samt  unb  Scibe  fleibete.  Hid^t  metjr  unb  nidjt 
toeniger.  Selbft  »enn  er  es  öffentlid]  getan  I?ättc, 
fo  roürbe  man  eine  fold^e  Sd^ruIIe  einem  Hid]arb 
JDagner,  bem  Sdiöpfer  n^eltbeglücfenber  lüerfe,  ©er- 
scitjen  muffen.  TXnn  erft,  t>a  er  feiner  Ciebijaberei 
in  bem  üerfd^roiegenbften  H)in!cl  feines  Kaufes 
n ad? ging!  IDer  fjat  bas  Hedjt,  in  bas  fjeiligtum 
von  prioatgemäd^ern  einsubringen?  Spifeer  t^atte 
biefen  5cI?Ier  begangen,  unb  brum  bilbcn  feine  2tuf* 
fäfee  einen  bunflen  2tbfd?nitt  in  feinem  £zhen.  TXidit 
bie  Heputation   Hid?arb    ZDagners,  bes    unfterblid?en 

38 


tHeiftcrs,  ftanb  auf  bem  Spiele,  als  man  tas  pampljlet 
jcfet  roicber  fjcrDorserrte,  fonbern  bie  bcs  fjcrrn 
5pi<5er.  Hie  t?at  Hid^arb  Wagnet  mit  feinen  Samt* 
unb  SeibengetDänbcrn  fid]  öffentlid]  geseigt.  Die 
Briefe  an  feine  Pul3mad]erin  toaren  priüatefter  ZTatur 
unb  niemals  für  bie  0ejfentIid]feit  beftimmt.  ZTid^t 
aus  Sorge  barum,  i>a^  man  iljn  »erfpotten  fönnte, 
Ijütete  löagner  fein  (Setjeimnis,  fonbern  aus  ber 
tiefinnerlid^en  (£mpftnbung  t^eraus,  t>a%  er  mit  fid? 
allein  fein  iPoUe  in  bem  2tugenbli<ie  fdjöpferifd^er 
(5eban!enarbeit,  ju  ber  er  leidjtcr  angeregt  toar, 
xoenn  iiin  Sammet,  Seibe,  mitlas,  5<si;be,  £id?t  um* 
gaben.  Das  (ßöttlid^e  in  feinen  XDerfen,  es  entfprang 
ber  poetifd]en  Stimmung,  in  bie  er  fid?  allemal  per« 
feljt  ijatte,  in  feinem  feibenausgefd^Iagenen  Bouboir, 
iias  er,  unb  nur  er  allein,  mit  foftbaren  (Se* 
Ȋnbern  angetan,  betreten  Ijatte.  IDir  toiffen  aud], 
roo  tpir  bie  5<irbenpradjt,  mit  ber  er  fidj  umgeben 
I^atte,  toieberfinben  —  in  feinem  ijerrlid?en  ®rd]efter, 
too  eine  geljeimnispolle  Umroanblung  bes  berücEenben 
5arbenreid]tum5,  an  bem  fid]  fein  2luge  beraufd^te, 
»oHsogen  Ijat.  .  .  . 


39 


^$^ 


Willi  Simon,  Bud?=  u.  Kunftbrucfcrci 
Berlin  NW.  52. 


'•^^ 


Neue  Richard  Wagner-Literatur. 


Richard  Wagner's  Lebensgang 

in  tabellarischer  Darstellung. 

Mit  einem  Portrait  Wagner's  und  Anhang: 

Tabelle  der  hauptsSchllchsten  zeitgenössischen  Opernwerice  nach  den  Jahren 

ihrer  Erstaufführung  geordnet. 

Herausgegeben  von  GUSTAV  LEW. 

Preis  1  Mk.  Elegant  geb.  2  Mk. 


„Larliner  Neueste  Nachrichten"  schreiben:  .Die  Idee,  die  der  Herausgabe 
dieses  reizenden  —  Albert  Niemann  gewidmeten  —  Büchleins  zu 
Grunde  liegt,  ist  eine  sehr  originelle  und  die  Ausführung  eine  durchaus 
exakt  gewissenhafte  und  korrekte. 

„Berliner  BOrsen-Zeitung"  schreibt:  »Das  hübsch  ausgestattete  Buch  will 
nicht  eine  Biographie  ersetzen,  es  giebt  vielmehr  nur  die  für  das 
Kämpfen,  Leben  und  Schaffen  Richard  Wagner's  wichtigen  Daten 
in  tabellarischer  Form,  aber  in  erschöpfendster  Weise  und  unter 
Berücksichtigung  der  Ergebnisse  der  Wagner-Forschung  bis  in  die 
neueste  Zeit  hinein.  Kurze  Bemerkungen,  wissenschaftliche  Hinweise 
und  eingestreute  Aussprüche  Richard  Wagner's  aus  dessen  Briefen 
und  Schriften  beleben  die  Darstellung  Gerade  durch  diese  kurze, 
übersichtliche  Fassung  ist  das  Buch  ausserordentlich  interessant  und 
man  hat  nach  der  Durchsicht  desselben  ein  vollkommenes  Bild  des 
taten-  und  ereignisreichen  Lebens  Richard  Wagner's  und  dabei  ein 
stetes  Nachschlagebuch  für  dieses  Gebiet.« 

Wilhelm  Tappert  schreibt:  Ein  guter  Gedanke  gut  ausgeführt!  Die  Schrift 
dürfte  vielen  erwünscht  sein. 

C.  F.  Glasenapp  schreibt:  Eine  vortreffliche  Schrift,  welcher  ich  grosse 
Verbreitung  wünsche. 

Cosima  Wagner,  Bayreuth,  schreibt:  Gründliche  Kenntnis,  Enthusiasmus  und 
Fleiss  sprechen  aus  der  verdienstvollen  Arbeit. 

Prof.  Dr.  Sternfeld,  Berlin,  schreibt:  Ein  schönes  und  nützliches  Buch.  Ver- 
fasser hat  mit  diesen  biographischen  Tabellen  etwas  Treffliches  und 
Brauchbares  gegeben. 

Melodik  und  Harmonik  bei  Riciiard  Wagner. 

Von  Professor  Dr.  S.  Jadassohn. 
Preis  80  Pfennig. 
Lieber  die  Eigenart  der  Melodien  und  Harmonien  einer  so  grossen, 
eigenen  Individualität  wie  Wagner,  der  sich  seine  eigene  Sprache  zum 
Ausdruck  eigenartiger  Gedanken  bildete,  einen  Fachmann  zu  hören,  der 
als  Komponist  und  speziell  als  Theoretiker  einen  Namen  wie  Jadassohn 
hat,  ist  zweifellos  von  höchstem  Interesse.  Die  durch  viele  Notenbeispiele 
verdeutlichten  Ausführungen  bringen  Wagners  Musik  dem  allgemeinen 
Verständnisse  näher  und  vertiefen  den  Genuss  an  derselben. 


Verlagsgesellschaft  „HARMONIE"  Berlin  W. 

Schöneberger  Ufer  32. 


Ein  Mahnwort! 

In  unserer  Zeit,  die  den  Autoritäten  auf  jedem  Felde  mensch- 
licher Leistungen  mit  der  gebührenden  Achtung  und  Verehrung 
entgegenkommt,  muß  es  Wunder  nehmen,  daß  das  Interresse 
des  Publikums  an  unseren  Musikheroen  nicht  rege  genug  ist. 
Wir  verweisen  nur  auf  die  ungezählten  Biographien  unserer 
Klassiker,  die  tatsächlich  viel  gekauft  werden  und  ebenso  auf 
die  Knackfuss'schen  Künstler-Monographien,  die  in  Tausenden 
von  Exemplaren  verbreitet  sind.  Und  doch  ist  es  sicher  nicht 
falsch,  anzunehmen,  daß  die  Persönlichkeit  eines  Beethoven, 
Brahms,  Händel,  Mendelssohn-Bartholdy  etc.  sicher  ein  ebenso 
großes  Interesse  erweckt,  als  z  B.  ein  Böcklin,  Feuerbach,  Rodin 
oder  Lessing.  Wieviele  unserer  schönsten  Stunden  verdanken  wir 
gerade  der  Musik,  und  wie  gern  wüßten  wir  manchmal,  aus  wel- 
cher Stimmung  heraus  der  Komponist  geschaffen  hat.  Da  ist  z  B. 
Joseph  Haydn,  der  in  unserer  Fantasie  stets  nur  als  der  „alte 
Haydn"  lebt,  und  von  dessen  Leben  in  jüngeren  Jahren  der  größere 
TeildesPublikumsnoch  so  sehr  wenig  weiß.  Nicht  nur  das  Lebens- 
schicksal dieses  großen  Mannes,  nein,  auch  der  ganze  Lebens- 
und Werdegang  von  Männern  wie  Beethoven,  Chopin,  Schubert, 
Lortzing  ist  auch  Vielen,  die  sich  hauptsächlich  mit  Musik  be- 
schäftigen, fast  ganz  unbekannt.  Ob  die  Schuld  daran  das  Publi- 
kum direkt  trifft,  mag  dahingestellt  sein,  jedenfalls  aber  ist  es 
Tatsache,  daß,  wenn  sich  10  Biographen  Eichendorffs  oder  Cha- 
missos  fanden,  sich  noch  nicht  einer  berufen  fühlte,  eine  Biographie 
z.  B.  Marschner's  oder  Karl  Loewe's  zu  schreiben.  Es  gehört 
allerdings  auch  ein  größeres  Verständnis  und  ein  feineres  Empfin- 
den dazu,  das  Leben  eines  Komponisten  als  das  eines  Schrift- 
stellers, der  meist  sein  ganzes  Inneres  in  seinen  Werken  gibt, 
zu  schildern  Nur  so  ist  es  erklärlich,  daß  es  bis  vor  wenigen 
Jahren  von  den  meisten  Musikklassikern  nur  sehr  unvollständige, 
manchmal  auch  gar  keine  oder  nur  die  großen  dickleibigen  oder 
vielbändigen,  nur  für  Fachleute  bestimmte  Biographien  gab. 
Die  Verlagsgesellschaft  „Harmonie",  Berlin  W.  35,  hat  es  sich 
zur  Aufgabe  gemacht,  diesem  oft  fühlbaren  Mangel  abzuhelfen 
und  hat  vor  einigen  Jahren  mit  der  Publikation  von  Musiker- 
Biographien  in  Form  eines  Sammelwerkes,  herausgegeben  von 
dem  kürzlich  verstorbenen  Prof.  Dr.  Reimann,  einen  durch  seine 
musikwissenschaftlichen  Werke  weit  bekannten  Musikschriftsteller, 
begonnen.  In  dieser  Sammlung  erschienen  bisher  17  Bände  in 
einheitlichem  Gewände  und  zwar  Brahms  von  Prof.  Reimann, 
Georg  Friedrich  Händel  von  Prof.  Dr.  Fritz  Volbach,  Joseph  Haydn 
von  Dr.  Leopold  Schmidt,  Karl  Loewe  von  Prof.  Dr.  Heinrich 
Bulthaupt,  Carl  Maria  von  Weber  von  Dr.  H.  Gehrmann,  Saint- 
Saens  von  Dr.  Otto  Neitzel,  Albert  Lortzing  von  Prof.  G  R.  Kruse, 
Adolf  Jensen  von  Adolf  Niggli,  Giuseppe  Verdi  von  Carlo  Peri- 
nello,  Johann  Strauß  von  Rudolf  Freiherrn  von  Prochäzka,  Peter 


Tschaikowsky  von  Prof.  Iwan  Knorr,  Heinrich  Marschner  von 
Dr.  Georg  Münzer,  Franz  Schubert  von  Prof.  Richard  Heuberger, 
Ludwig  van  Beethoven  von  Theodor  von  Frimmel,  Robert  Schu- 
mann von  Professor  Dr.  Hermann  Abert,  Frederic  Chopin  von 
Dr.  Hugo  Leichtentritt,  Mendelssohn-Bartholdy  von  Ernst  Wolf. 
Es  ist  ein  Vergnügen,  die  Bände  in  einer  Reihe  vor  sich  zu 
haben.  Ein  weißer  Leinenband  mit  Golddruck  büdet  das  äußere 
Gewand,  das  Innere,  wie  obige  Aufführung  zeigt,  von  den  be- 
rufensten Federn  in  leicht  verständlicher,  fesselnder  Form,  ge- 
schmückt mit  vielen  Porträts  der  betreffenden  Komponisten  selbst, 
sowie  von  Männern,  mit  denen  diese  in  Verbindung  standen, 
Facsimiles  von  Briefen  und  Partituren,  Abbildungen  der  Stätten 
ihrer  Wirksamkeit,  Geburts-und  Sterbehäuser,  Denkmäler,  Arbeits- 
zimmer —  zeitgenössische  Karrikaturen,  Kunstbeilagen  von  Prof. 
Max  Klinger,  Franz  Stuck,  Franz  Lenbach  u.  A.  Es  ist  unbe- 
greiflich, wie  die  Verlagshandlung  so  reich  ausgestattete  elegant 
gebundene  Geschenkbände  zu  dem  erstaunlich  billigen  Preise 
von  Mk.  4.  —  auf  den  Markt  bringen  konnte.  Das  Neue  dieser 
Musiker-Biographien  besteht  in  dem  Betonen  des  Persönlichen. 
Wir  erhalten  nicht  nur  ein  geistiges  Bild  des  Künstlers,  der  uns 
geschildert  werden  soll,  er  tritt  uns  vor  allem  auch  als  Mensch, 
als  Person,  in  voller  Greifbarkeit  entgegen.  Diese  Biographien 
illustrieren  das  Außen  und  Innen  des  Künstlers.  Sie  durchleuchten 
den  Menschen,  sie  legen  seine  Organe  und  seine  Daseinsbedin- 
gungen klar.  Mit  wahrhaftem  Genuß  können  wir  uns  in  das 
Wesen  unseres  Lieblingskomponisten  versenken  und  lernen  erst 
an  der  Hand  dieser  Biographien  auch  den  Musiker  als  Mensch 
wahrhaft  kennen  und  schätzen.  Es  ist  beinahe  Pflicht  eines  jeden 
Musiktreibenden,  nicht  nur  die  Werke  eines  Komponisten  zu  ken- 
nen und  zu  spielen,  nein,  vom  Tage  der  Geburt  an  bis  zu  dem 
Moment,  wo  der  Schöpfer  der  Werke,  die  noch  jetzt  unser  Inneres 
auf  das  Tiefste  bewegen,  seine  Augen  schließt,  sollte  der  ganze 
Lebensgang  uns  klar  vor  Augen  stehen.  Gibt  es  denn  etwas 
Schöneres,  als  sich  so  ganz  in  die  Person  eines  geistig  gewaltigen 
Mannes  zu  versenken?  Gibt  es  etwas  Besseres,  als  Episoden 
aus  dessen  Leben  mit  innerstem  Verständnis  zu  verfolgen?  In 
unserer  Zeit,  wo  fast  jede  Familie  ein  Klavier  ihr  eigen  nennt, 
wo  fast  jeder  gebildete  Mensch  selbst  Musik  Ausübender  ist, 
müßte  eine  solche  Sammlung  mit  wahrhafter  Freude  begrüßt 
werden. 


~1 


Die  beste 

Musiker-  Monograpliiensaiiinilung 

ist  unstreitig  die  auf  den 

Weltausstellungen  Paris  und  St.  Louis 

prämiierte  Illustrierte  Monographiensammlung 

Berühmte  Musiker 

Herausgegeben  von 

Prof.  Dr.  H.  Reimann. 

Mit  vielen  Illustrationen,  Faksimiles,  Notenbeispielen, 

Kunstbeilagen  von  Max  Klinger,  Franz  Stuck,  Sascha 

Schneider,  Fidus,  Franz  v.  Lenbach  etc. 


Bisher  erschienen  17,  in  sich  abgeschlossene  Bände: 

Joh.  Strauss, 

V.  Prochäzka,  4.  Tausend. 

Tschaikowski, 

V.  Prof.  Iw.  Knorr,  3.  Tausend. 


Brahms,  1 

V.  Prof.  Dr  Reimann,  11,  Taus. 

Händel, 
V.  Prof.  Dr.  Fritz  Volbach,  6.  T.  1 

Haydn,  | 

V.  Dr.  Leopold  bchmidt,  6.  Taus.   1 

Loewe 
V.Prof.  Dr.  H.Bulthaupt,  S.Taus.   I 

Weber, 
V.  Dr.  H.  Gehrmann,  3.  Tausend. 

Saint-Saens 

V.  Dr.  OUo  Neitzel,  3.  Tausend 

Lortzing, 

V.  G.  R.  Kruse,  3.  Tausend. 

Jensen, 

V.  A.  Niggli,  3-  Tausend. 

Verdi, 

V.  Dr.  C  Perinello,  3.  Tausend. 


Marschner, 

V.  Dr.  G.  Münzer,  3.  Tausend. 

Beethoven, 

V.  Dr.  V.  Frimmel,  8.  Tausend. 

Schubert, 

V.  Prof.  Rieh.  Heuberger,  5.  T. 

Schumann, 

V.  Dr.  H.  Abert,  4.  Tausend. 

Chopin, 

V.  H.  Leichtentritt,  4.  Tausend. 

Mendelssohn-Bartholdy, 

V.  Dr.  E.  Wolf  (Novität). 


Jeder  Band  in  hochelegantem  Geschenkband  4  Mark. 
In  Liebhaber- Einband  von  Prof.  0,  Eckmann  6  Mark. 

Verlagsgesellschaft  „HARMONIE",  Berlin  W.  35, 


^^^^^^^^' 


Eine  Sammlung  biographischer  Essays  über 
bedeutende  Musiicer  der  Gegenwart. 


i  Mit  vielen  Portraits,  Faksimiles  etc. 

Preis  jedes  Bändchens  in  aparter  Ausstattung: 
1  MARK. 

Jedes  Heft  ist  einzeln  MM. 


I.  Arthur  Nikisch  von  Ferdinand  Pfohl. 
IL  Richard  Strauss  von  Gustav  Brecher. 

III.  Carl  Reinecke  von  Eugen  Segnitz. 

IV.  Gustav  Mahler  von  L.  Schiedrmayr. 
V.  J.  J.  Paderewski  von  A.  Nossig. 

VI.  Ernst  v.  Schuch  von  P.  Sakolowski. 

VII.  Carl  Goldmark  von  Otto  Keller. 

VIII.  August  Bungert  von  Max  Chop. 
IX.  Peter  Tschaikowsky  von  Karl  Hruby. 

X.  Siegfried  Wagner  von  Ludw.  Karpath. 

XI.  Friedrich  Smetana  von  Krejci. 

XII.  Oskar  Fried  von  Paul  Bekker. 

Verlagsgesellschaft  „HARMONIE"  Berlin  W. 
Schöneberger  Ufer  32. 


Ein  Standardwerk  der  Musikliteratur 


ist  des  bekannten 

PROF.  DR.  ARTHUR  SEIDL 

MODERNER  GEIST  »n  der 
DEUTSCHEN  TONKUNST 

Vier  Vorträge:  

Was  Ist  modern?  g  Moderner  Geist  in  der  drama- 
tischen und  instrumentalen  Tonkunst,  g  Also 
sang  Zarathustra.   g   Moderne   musikalische  Lyrik 

enthält  dieses  hochbedeutsame  Werk,  welches  in  keiner  auf  Vollständigkeit 

Anspruch  machenden  Musik-Bibliothek  fehlen  darf. 

Das  schön  ausgestattete  Werk  ist  überall  glänzend  rezensiert  und  kostet 

broschiert  M.  3,50,  elegant  gebunden  M.  4,50. 

AUS  DEN  KRITIKEN: 


FR.  BRANDES  schreibt  darüber  im 
,, Dresdner  Anzeiger":  .,Der  ebenso 
charakterfeste  wiegeistvoll  eVer- 
fasser  gibt  in  durchaus  eigen- 
artiger Darstellung  einen  Ueb  er- 
blick über  die  geistige  Ent- 
wickelungaufmusikalischem 
Gebiet  seitWagner.  — Einer  rein 
technischen  Fachkrittelei  ist  der 
Leser  bei  Seidl  nicht  ausgesetzt. 
Bei  einem  Thema,  wie  dem  vor- 
liegenden, muss  der  Nachdruck  ja 
unwillkürlich  auf  den  ,Qeisf  fallen." 

Das  „Magazin  für  Literatur"  schreibt 
u.  a.:  »Das  Werk  charakterisiert 
Seidl  als  einen  Schriftsteller,  der 
seine  Zeit  wohl  verstanden 
hat  und  vielleicht  noch  mehr 
die   Bedürfnisse   derselben." 

Die  bekannte  Tageszeitung, .Deutsch- 
land" in  Weimar  schreibt:  „Die 
heutige  ,Zukunftsmusik'  ist  eine 
wesentlich  andere  geworden,  als 
ehedem,  da  sie  noch  Wagner's  .Kunst- 
werk der  Zukunft'  war.  Das  vor- 
nehm ausgestattete  Buch  des 
durch  seine  Arbeit  am  .Nietzsche- 
Archiv*  und  durch  seine  Richard 
Wagner-Publikationen  bekannten 
Verfassers,  dem  u  a.  Richard 
S  trau  SS  seine  bedeutendsten 
Schöpfungen  (z.B.,TillEulenspiegel') 


widmete,gJbtinzwanglosemAuf-und 
Herausgreifen  einiger  wesentlicher, 
gewichtiger  Hauptpunkte 
durchaus  freie,  geistvolle  Be- 
trachtungen, die  das  .moderne 
Wesen' der  Musik  verstehen  und 
würdigen  lehren!" 

Dr.  G.  MANZ  schreibt  in  der  ..Täg- 
lichen Rundschau":  ,In  dem  über- 
aus temperamentvollen  Werk 
geht  ein  polemisches  Donnerwetter 
nieder.  Der  bekannte  Verfasser  er- 
scheint als  ein  Kämpe  und  Wort- 
führer jener  musikalischen  Kreise, 
die  die  musikalische  Sezes- 
sion nach  Wagner's  Tod  dar- 
stellen. Die  mit  bewunderns- 
werter Sachkenntnis  nieder- 
gelegten Tatsachen  -  Forschungen 
Seidl's  werden  für  jeden  künftigen 
Geschichtsschreiber  der  deutschen 
Musik  im  19.  Jahrhundert  von 
hervorragendem   Wert    sein!" 

Professor  Dr.  OSC.  BIE  schreibt  in 
der,, Neuen  Deutschen  Rundschau": 
..Ich  stelle  Seidl's  Bücher  —  auch 
dieses!  —  stets  in  das  mittelste  Fach 
des  Regals,  weil  man  sie  b  r  a  u  c  h  1 1 
Seidl  ist  der  trefflichste  Material- 
sammler, der  je  da  war.  Man  müsste 
ihm  die  Monumenta  Musicae 
übergeben.' 


Zu  bezieben  durch  jede  Buchhandlung  oder  direkt  von  der 

Verlagsgesellschaft  „HARMONIE«,  Berlin  W.35. 


Neue  Beethoven -Literatur! 


L  van  Beethoven 

Biographie 

von 

Dr.  Theodor  v.  Frimmel. 

Mitca.  60  Illustrationen,  Porträts, 

Faksimiles,   Kunstbeilagen   und 

Bildern  von 

Franz  Stuck,  Max  Klinger, 

Sascha  Schneider  etc. 

6.— 10.  Tausend. 

Preis  in  hocheleg  Geschenkband 

4,-  Marie 
Liebhaber-Prachtband  6,—  Mark 

Als  ein  Band  der  rühmlichst 
bekannten  Monographiensamm- 
lung ,, Berühmte  Musiker"  ver- 
einigt die  Arbeit  Frimmels  ge- 
diegene gründUche  und  zuver- 
lässige Bearbeitung  bei  glänzen- 
der Darstellungs  weise  verbunden 
mit  den  Vorzügen  jener  Samm- 
lung:     elegante      Ausstattung, 

vorzügliches  Illustrations- 
material, wohlfeiler  Preis. 


Beethovens  Brevier 


Ludwig  Nohl. 

Preis  geheftet     2,50  Mark 
„      gebunden  3,50     „ 

Ein  Brevier  im  zweifachen 
Sinne  des  Wortes.  Eine  kurze 
Uebersicht  über  die  Haupt- 
werke Beethovens,  sowie  eine 
Anleitung  zum  verständnisvollen 
Genuss  derselben.  Für  Musik- 
liebhaber wie  Studierende  un- 
entbehrlich. 


Beethovens 

„Missa  solemnis" 

von 
Prof.  Dr.  Richard  Stemfeld. 

Mit  zahlreichen  Notenbeispielen! 
Preis  1,50  Mark. 
„Vossische  Zeltung"  schreibt: 
„Bei  der  technischen  und  ästheti- 
schen Zergliederung  der  „Missa" 
sind  der  eindringende  musikalische 
Scharfsinn  und  die  liebevolle  Ge- 
nauigkeit nicht  genug  zu  loben  .  .  , 
In  den  Kapiteln  „Geschichtliches" 
und  „Zum  Verständnis  der  „Missa" 
wirft  iier  Verfasser  öfters  seine 
Netze  sehr  weit  aus,  um  Be- 
ziehungen einzufangen,  Analogien 
herbeizuziehen,  und  das  gibt  seinen 
Ausführungen  einen  Gesichtskreis 
von  weitem  Umfang!  Sternfelds 
Buch  ist  weitaus  das  beste, 
was  über  die  Missa  solemnis 
bisher  geschrieben  worden." 


Eine  stille  Liebe 

zu  Beethoven 

Nach  dem  Tagebuche  einer 
jungen  Dame  von 

Ludwig  Nohl. 

Preis  geheftet     2,50  Mark 

„  gebunden  3,50  „ 
Eine  Zeitgenossin  Beethovens, 
durch  täglichen  Verkehr  mit  dem 
Meister  im  Hause  ihrer  Eltern 
eine  glühende  Verehrerin  des- 
selben geworden,  hat,  eine  stille 
Liebe  im  Herzen  tragend,  ihre 
Eindrücke  dem  verschwiegenen 
Tagebuche  anvertraut.  Ein 
Werk  von  grosser  historischer 
Bedeutung  und  einen  ganz  eigen- 
artigen Genuss  gewährend. 


Verlagsgesellschaft  „HARMONIE  S  Berlin  W.  35 


V    14      / 

kl«         / 

Kl.  .•■>>        . 

Wichtige^  für  Musikfreunde! 


Musikal.  Ruckbücke 

von  Prof.  Dr.  Heinr.  Reimann. 

2  Bde.  brosch.  M.  6. — ,  in  Ge- 
schenkband M.  7. — . 

Von  der  gesamten  Kritik  als  von 
allgemeinem,  bleibendem  wissent- 
schaftlichem    Interesse    anerkannt. 

Als  gewandter  Stilist  gibt  hier 
der  in  musikalischen  Kreisen  weit 
bekannte  Bibliothekar  der  Kgl. 
Bibliothek  seinein  mehr  als20  Jahren 
gesammelten  Studien  und  Forschun- 
ten  sowie  seine  Erinnerungen  in 
folgenden  Abschnitten:  Psychologie 
und  Musikästhetik.  Ein  Berliner 
Musiktheoretiker  und  Kritiker  aus 
d.  18.  Jahrh.  Franz  Schubert  Eine 
„klassische"  Liedfälschung.  Beetho- 
ven und  Graf  Oppersdorf  Die  erste 
Aufführung  von  Meyerbeers  „Robert 
le  Diable"  Gioachino  Rossini. 
George  Sand  u.  Chopin.  Jenny  Lind. 
Adeline  Patti  usw. 


Meister  des  Klaviers. 

Vorträge     über     Klavier  -  Kom- 
positionen von  Anton  Rubinstein. 

Mit  2  Bildnissen  A.  Rubinsteins. 
Preis  M.  2.50. 

Das  populär  gehaltene  Werk 
behandelt  in  geistreicher  Weise  die 
Entwickelung  der  Klavier-Komposi- 
tion seit  Erfindung  des  Instruments 
bis  auf  die  neueste  Zeit  und  bietet 
eine  Fülle  des  Interessanten  und 
Anregenden  für  jeden  musiklieben- 
den Laien.  Ein  musikalisches 
Glaubensbekenntnis  Rubinsteins, 
in  dem  er  seine  Meinung  über  alle 
bedeutenderen  Komponisten  aus- 
spricht und  seine  Gefühle  und  Em- 
pfindungen in  treffendster  Weise 
charakterisiert  und  begründet. 


Musikal.  Erinnerungen 

a.d.Nachl.v.PeterTscIiailcGwslcy. 

Mit    2     Bildn.    Tschaikowskys. 
Brosch.  M.  2.50,  in   Geschenk- 
band M.  3.50. 

Tschaikowsky  behandelt  u.  a. 
seine  Konzertreisen  in  Deutschland, 
seine  Erlebnisse  in  Berlin,  Leipzig, 
Hamburg  und  Bayreuth  bei  Er- 
öffnung des  Festspielhauses  1876, 
erzählt  Interessantes  über  seine 
Bekanntschaften  mit  zeitgenössi- 
schen Künstlern  wie  Brahms,  Liszt, 
Bülow.Grieg,  Reinecke,  Nikisch  u.  a. 
Es  folgen  anregende  Essays  Tschai- 
kowskys über  Berlioz,  Verdi, 
Schumann,  Brahms,  Wagner,  Rimski- 
Korsakow  u.  a.  -  Hochinteressante, 
spannende  Lektüre 


Opernabende 

von  Max  Kalbeck.    Studien  zur 

Geschichte  und  Kritik  der  Oper. 

2  Bde.,  ca   500  Seiten!    Mit  16 

Porträts    in    Phototypie    als 

Kunstbeilag.     M.  6. — . 

„Hanslick  u.  Kalbeck  haben 
mancherlei  Gemeinsames:  Sie  sind 
Meister  des  Stils,  und  ihr  Blick 
reicht  beträchtlich  über  das  Kunst- 
gebiet hinaus,  mit  dem  sich  ihre 
Opernbücher  beschäftigen  usw. 

Norddeutsche  Allg,  Ztg. 

„Kalbeck,  dessen  stilistische 
Feinheit  nicht  gerühmt  zu  werden 
braucht,  steht  musikalisch  wie 
ästhetisch  auf  dem  Standpunkt 
Hanslicks,  mit  dem  er  auch  die 
geistreiche,  im  besten  Sinne  feuille- 
tonistische  Darstellungsart  gemein 
hat,  usw." 

Berliner   Tageblatt. 


Verlagsgesellschaft  ,,Harmonie",  Berlin  W.  35. 


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UNIVERSITY  OF  TORONTO  LIBRARY 


ML  Karpath,  Ludvag 

410  Zu  den  Briefen  Richard 

Wlrt.398         Wagners  an  eine  Putzmacherin 


Music